Rezension

Gesellschaftskritisch, tiefgründig und leise

Glaubenssache - Skye Winter

Glaubenssache
von Skye Winter

“Glaubenssache: Verbannt” von Skye Winter ist der Auftakt einer spannenden Dystopiereihe und umfasst in der eBook-Version 327 Seiten. Dieser selbst verlegte Jugendroman ist am 03. Oktober 2015 erschienen und als eBook sowie als Taschenbuch erhältlich.

Der Roman ist in 48 nummerierte Kapitel unterteilt und mit thematisch passenden Überschriften versehen. Der Großteil der Geschichte wird abwechselnd von mehreren Romanfiguren in der Ich-Perspektive erzählt. Ausnahmen stellen die Rückblicke in die Kindheit einzelner Protagonisten dar. Diese werden aus der Position eines Erzählers wiedergegeben.

Die Gemeinschaft der Sonnenkinder
Die Geschichte spielt im 24. Jahrhundert, der dritte Weltkrieg ist seit 120 Jahren vorüber und einige Menschen leben zurückgezogen hinter den Mauern der Gemeinschaften. Eine davon ist die Gemeinschaft der Sonnenkinder. Diese lehnt die Außenwelt kategorisch ab und lebt nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Zum Beispiel ernähren sie sich nur von fleischfreiem Essen, Verliebtheiten vor der Ehe sind verboten und die Reinheit der Seele hat oberste Priorität. Die 17-jährige Sara wächst innerhalb dieser Gemeinschaft behütet auf und war sich ihr Leben lang sicher, dass sie dort auch hingehört. Doch plötzlich ändert sich alles: Sie erfährt, dass es jemanden gibt, der sie schon ihr halbes Leben lang beobachtet und ihre rebellische Freundin Maya wird des Verrats überführt. Saras heile Welt scheint zusammenzubrechen.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten
In diesem Roman geht es um das friedvolle Leben in der Gemeinschaft. Doch wie sich herausstellt, hat auch diese heile Welt ihre Schattenseiten und so werden die Protagonisten mit Problemen und Herausforderungen (u.a. Mobbing, Stalking, Machtkämpfe) konfrontiert, die sie zu meistern haben. Da es sich hierbei um fünf Romanfiguren handelt, die eine wichtige Rolle einnehmen, passiert hier auch ziemlich viel. Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überladen, da Skye Winter die vielen Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft hat.

Skye Winter beschreibt ihre Romanfiguren und die erschaffene Welt sehr detailreich und bildhaft, sodass es mir nicht schwerfiel, in diese außergewöhnliche Geschichte einzutauchen. Es kam mir sogar so vor, als wäre ich ein Mitglied der Gemeinschaft und würde als stiller Beobachter die Geschehnisse verfolgen. Durch die Erzählperspektive hatte ich natürlich auch einen guten Einblick in die Gedanken und die Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere. Und so blieb es auch nicht aus, dass ich emotional mitgerissen wurde, wenn die Situationen in der Gemeinschaft mal brenzlig wurden.

Gesellschaftskritisch, tiefgründig und leise
Dieser Roman ist zwar nicht so actionreich, wie man es vielleicht von anderen dystopischen Geschichten kennt, dennoch wird es trotz gelegentlicher Längen nie wirklich langweilig. Skye Winter schlägt eher leise, tiefgründige Töne an, was meiner nach hervorragend zu diesem Roman passt. Denn schließlich befasst sie sich mit gesellschaftskritischen Themen, die einen zum Nach- und Überdenken anregen.

Und das Ende stimmt einen auch nachdenklich. Zumindest wirft es viele Fragen auf. Denn wie es sich für einen ersten Band gehört, schließt dieser mit einem Cliffhanger ab, der Platz für zahlreiche Spekulationen lässt und die Neugierde auf die Fortsetzung weckt.

Fazit: Gesellschaftskritisch, tiefgründig und leise. Ein gelungener Auftakt einer spannenden, dystopischen Buchreihe, die einen in den Bann zieht. Wer den Roman “Hüter der Erinnerung” liebt, wird diesen Roman auch mögen.