Rezension

Gelungene und interessante Verquickung mit historischen Ereignissen

Die letzte Geliebte - Christof Weigold

Die letzte Geliebte
von Christof Weigold

Bewertet mit 4 Sternen

Hollywood 1923: Privatdetektiv Hardy Engel wird angeheuert, Nachteiliges über den ehemaligen Politiker und derzeitiger Präsident der Filmproduzentenvereinigung MPPDA, Will Hays, herauszubekommen. Er sticht in ein Wespennest, heimliche Geliebte, Morde und der Ku-Klux-Klan kreuzen seine Ermittlungen.

Mal wieder habe ich eine Buchreihe mittendrin angefangen, dies ist bereits der dritte Band, jedoch kann man der Erzählung gut folgen, auch wenn man die ersten beiden nicht kennt. Kennen sollte man aber vielleicht ein bisschen das Filmmilieu jener Zeit, denn Hardy, der sich früher auch als Schauspieler probiert hat, trifft so manchen bekannten und weniger bekannten Star jener Zeit, andere werden zumindest genannt, seien es Schauspieler wie Pola Negri, Gloria Swanson, Mary Pickford oder Douglas Fairbanks, oder die Riege der Filmproduzenten wie Carl Laemmle und D. W. Griffith.

Der Kriminalfall basiert auf tatsächlichen Ereignissen, auch im politischen Bereich, wird aber angereichert mit fiktiven und/oder nicht ganz geklärten Ereignissen, eine Verquickung, die mir gut gefällt, und am Ende wird manches nicht ans Licht kommen, sondern, wie es tatsächlich der Fall war, Gerücht oder ungeklärt bleiben – zum Verdruss Hardys, der eigentlich alles aufgeklärt hatte. Dies scheint typisch für die Reihe, Hardy kann letztlich seine Erfolge nicht unbedingt genießen (der Autor aber halt die Realität auch nicht ändern).

Hardy und seine Freundin Polly Brandeis, die u. a. Drehbuchschreiberin ist, haben mir ebenfalls gut gefallen. Der Autor lässt Hardy selbst in Ich-Form erzählen, so dass man immer genau auf seinem Kenntnisstand ist, seine Gedanken und Gefühle hautnah miterlebt. Polly steht ihm im Laufe des Romans auch bei den Ermittlungen zur Seite, sie hat ganz persönliche Gründe dafür. Die Charaktere sind insgesamt gut gelungen, und auch die Erzählweise ist so bildhaft, dass mein Kopfkino gut zu tun bekam.

Manchmal allerdings fand ich Hardys Handeln etwas übertrieben, manchmal hätte er sich ein bisschen zurückhalten können/müssen, so hätte er manche Gefahrensituation umgehen können – auch wenn sein Handeln natürlich dann für Spannung gesorgt hat. Andererseits ist er halt durchaus auch als hardboiled detective zu sehen, und so passt sein Verhalten letztlich schon.

Apropos Spannung: Es gibt einige Szenen, die sehr spannend sind. Dazwischen erfährt man viel über die Zeit, das soziale und gesellschaftliche Leben, und die Charaktere, handelnde und erwähnte. Wie gesagt, es schadet nicht, sich schon ein bisschen auszukennen.

Ich habe mich nie gelangweilt – und Lust bekommen, die beiden Vorgängerbände auch noch zu lesen, ebenso hoffe ich auf einen weiteren Band, der meines Erachtens auch angedeutet wird.

Wer sich für die 1920er Jahre und das Filmbusiness interessiert, sollte der Reihe eine Chance geben. Wer einen interessanten Krimi, der mit den tatsächlichen historischen Ereignissen verquickt ist, lesen will, ist hier ebenfalls richtig. Ich freue mich darauf, Hardy Engel in weiteren Bänden wiederzutreffen.