Rezension

Ganz großes Kopfkino

Cinder & Ella - Kelly Oram

Cinder & Ella
von Kelly Oram

Bewertet mit 4.5 Sternen

~Bei dem Buch hat mich von Anfang an mehreres begeistert: Als erstes war es das wunderschöne, farbenfrohe und dennoch minimalistisch gestaltetes Cover und danach der Titel selber. "Cinder & Ella" beziehungsweise Cinderella, wie es zunächst aussah. Das klang märchenhaft. Dazu passte zunächst der Klappentext nicht, weil er so überhaupt nicht nach einem Märchen klingt. Aber es hörte sich nach einer gefühlvollen, tiefgründigen Liebesgeschichte an und damit nach einem Buch, das ich unbedingt lesen wollte.

Ella verliert bei einem Autounfall nicht nur ihre Mutter, sondern auch das Leben, wie sie es bisher kannte. Nach 8 Monaten Phytotherapie kann sie zwar wieder gehen, hat aber an der Hälfte ihres Körpers Narben. Sie muss nun bei ihrem Vater und seiner neuen Familie einziehen, die sie vorher gar nicht kannte. Die ganze Welt scheint gegen sie zu sein, bis auf ihren alten Chatfreund Cinder, zu dem sie wieder Kontakt aufnimmt. Cinder weiß nichts von ihren Problemen und Ella weiß nicht, dass Cinder ein berühmter Schauspieler ist.

Von der Thematik her mochte ich die Geschichte sehr. Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer es ist, wenn sich das Leben von einen auf den anderen Tag ändert, wenn man wieder die kleinsten Bewegungen lernen muss und sich fremd im eigenen Körper fühlt. Das ist mit Sicherheit nicht immer leicht und das wird hier auch sehr nachvollziehbar beschrieben. Ella ist häufiger mal verzweifelt, am Boden zerstört und hoffnungslos. Das sind genau die Emotionen, die ich auch erwarten würde und die hier so gut dargestellt werden, dass man sie als Leser mitfühlt. So hatte ich auch in dem ein oder anderen Moment Tränen in den Augen.

Neben dem Inhalt war der Schreibstil ein wahrer Lesegenuss. Nicht nur die schweren, eher negativen Emotionen werden durchlebt, sondern auch der Spaß beim Chatten mit Cinder. Die ganzen E-Mails, Chatverläufe und SMS sind mit viel Witz geschrieben, vielen Anspielungen auf Filme oder Serien und lockern die Geschichte auf. Es ist nicht so, dass es ein E-Mail-Roman ist, aber an der ein oder anderen Stelle nehmen diese virtuellen Unterhaltungen auch mal mehrere Seiten ein. Die Sprache ist hier locker und für Jugendliche sehr angemessen ohne dass es überzogen wird. Der Ton wird hier perfekt getroffen.

Wenn ich das Buch kritisieren wollte, dann könnte ich nur sagen, dass ich am Anfang bei Cinders Geschichte das Gefühl hatte, dass seine Seite ein bisschen konstruiert ist. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, dass ein Leben wirklich so aussehen kann. Es hat sich daran eigentlich nicht so viel geändert, aber nach wenigen Kapiteln war es mir schlichtweg egal und es hat mich nicht mehr gestört. Alle anderen Aspekte waren so schön, dass sie diesen komplett überlagert und in den Hintergrund gedrängt haben.

Passend zum Titel tauchen machmal auch Parallelen zu Cinderella auf. Das war für mich dann noch ein weiteres, persönliches Highlight. Insgesamt war das Buch rundum ein Lesegenuss und ich hatte sehr viel Spaß Cinder und Ella in dem kurzen Lebensabschnitt zu begleiten.