Rezension

Endlich ein Fall für Detektiv Thabo

Thabo, Detektiv und Gentleman - Der Nashorn-Fall - Kirsten Boie

Thabo, Detektiv und Gentleman - Der Nashorn-Fall
von Kirsten Boie

Bewertet mit 4 Sternen

Kinderbuch ab 10 Jahren

Was möchte ich werden, wenn ich groß bin? Thabo schwankt noch, Gentleman oder doch lieber Detektiv, am besten beides. Im afrikanischen Örtchen Hlatikulu ist beides schwer zu realisieren. Doch dann entdeckt Thabo zusammen mit einer Safarigruppe ein getötetes Nashorn, dessen Horn gestohlen wurde. Unglücklicherweise wird Vusi, Thabos Onkel, als vermeintlicher Täter verhaftet. Wenn das kein Fall für den angehenden Detektiv ist. Zusammen mit seinen Freunden Sifiso und Emma macht sich Thabo auf die Suche nach dem wahren Täter.

Kirsten Boie hat mit ihrem aus vielen Büchern bekannten Schreibstil wieder ein besonderes Kinderbuch geschaffen. Zum ersten Mal spielt die Handlung in Afrika. In einem der ärmsten Länder, mit einer unvorstellbar hohen Anzahl an Waisen, in  Swasiland. Doch anstatt mit düsteren Farben das Schicksal der Kinder zu erzählen, zeichnet die Autorin ein buntes, lebendiges Bild ohne die Dinge zu beschönigen. Die Mischung aus lehrreichen Informationen, spannender Handlung und Humor ist gelungen. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 bis 12 Jahren. Eine Karte zu Beginn zeigt, an welchen Orten die Handlung spielt und am Ende des Buches findet sich ein Glossar mit afrikanischen Begriffen, die innerhalb der Geschichte verwendet werden.

Thabo, der Erzähler, redet seine Leser immer sehr freundlich mit "Meine Damen und Herren" direkt an, was für meinen Sohn erst einmal ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig war. Aber schließlich möchte Thabo einmal Gentleman werden und da gehört es sich, seine Leser höflich anzureden. Gelernt hat er seine vorbildlichen Umgangsformen von Miss Agatha, einer sympathischen, älteren englischen Lady, die in Hlatikulu lebt. Zusammen mit ihr schaut er leidenschaftlich gern Miss Marple Filme, was seine Berufswahl Detektiv erklärt.

Thabos bester Freund ist Sifiso, genauso wie Thabo ein Waisenjunge, der aber allein mit seinen Geschwistern lebt, für die er verantwortlich ist. Durch Sifiso und seine Geschwister lernt man viel über die Lebensweise der afrikanischen Kinder, die so unterschiedlich zu den europäischen Kindern ist. Durch den humorvollen Schreibstil und die liebenswerten Charaktere der Kinder, die man einfach gern haben muss, erleben die jungen Leser eine neue Welt. Als Erwachsener muss man schon öfter innehalten und fühlt sich betroffen, wenn beschrieben wird, mit wie wenig Essen die Kinder auskommen müssen, dass sie tatsächlich allein auf sich gestellt sind und wie wichtig der große Bruder (ca. 10 Jahre alt) ist.

"Wir Kinder dürfen die Gäste freundilch grüßen. Aber wir dürfen ihnen nicht im Wege sein. Sie sind nicht gekommen, um sich Kinder anzusehen, sie sind gekommen, um sich Löwen anzusehen."

Spannend geht es zu, wenn Thabo zusammen mit seinen Freunden auf Nashornmörderjagd geht. Ein potentieller Täter ist schnell ausgemacht, nur die Beweise fehlen noch. Mit viel trickreichen Ideen versuchen die Kinder den Täter dingfest zu machen. Doch so einfach, wie es anfänglich scheint, ist es nicht.

Unserer Familie hat dieser Kinderkrimi sehr gut gefallen, weil er uns nicht nur spannend unterhalten hat, sondern auch das afrikanische Leben kindgerecht näher erklärt hat.

Auf den zweiten Fall für Detektiv Thabo "Die Krokodil-Spur" sind wir schon sehr gespannt.