Rezension

Emotionales Buch über den Verlust eines geliebten Menschen und die erste große Liebe

Mein Herz hämmert, dass es wehtut - Brynjulf Tjonn

Mein Herz hämmert, dass es wehtut
von Brynjulf Tjonn

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Simon ist für Henrik nicht nur der beste Onkel der Welt, er ist auch sein bester Freund und der Vater, den er nie hatte. Als Simon schwer erkrankt, wird er von Henriks Mutter liebevoll gepflegt. Für Henrik ist es furchtbar schmerzhaft, Simons Verfall mit ansehen zu müssen, der bald nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Gleichzeitig verliebt sich Henrik in die fröhliche Kjersti, die seine Gefühle erwidert. Und so ist es für Henrik – hin- und hergerissen zwischen Trauer und Verliebtheit – gleichzeitig die schlimmste und auch schönste Zeit in seinem jungen Leben.

Meine Meinung:

Das Buch ist aus Henriks Sicht erzählt, und er war mir sofort sympathisch. Es ist rührend, wie sehr er seinen Onkel liebt, und durch zahlreiche Rückblicke erfährt der Leser auch, welch enges Verhältnis die beiden zueinander haben. Und es ist süß, wie er von Kjersti schwärmt und die erste Liebe entdeckt. Freud und Leid liegen so dicht beieinander, und Henrik findet meiner Meinung nach mit der Zeit das richtige Gleichgewicht, um den Schmerz zuzulassen und gleichzeitig die Zeit mit Kjersti zu genießen.

Simons Krankheitsverlauf wird realistisch und auch sehr plastisch dargestellt. Man sieht den ausgemergelten Körper regelrecht vor sich, spürt Henriks Schmerz und die Verzweiflung seiner Mutter, die sich für ihren kleinen Bruder liebevoll aufopfert. Simons Gesundheitszustand ist am Ende so erbärmlich, dass der Leser – so hart es klingen mag – regelrecht zusammen mit ihm auf den gnädigen Tod wartet, um ihn erlöst zu sehen, denn bereits zu Beginn des Buches wird schnell klar, dass es keine Hoffnung mehr auf Genesung gibt.

Das Buch liest sich in einem Rutsch. Es ist recht dünn, und nach jedem Satz beginnt eine neue Zeile, was natürlich schneller die Seiten füllt als ein Fließtext. Dadurch wirkt der Schreibstil auch etwas abgehakt, doch es passt gut zu Henriks Gedankenwelt. Die Sprache ist recht einfach gehalten, gut verständlich gerade für jugendliche Leser. Der Autor schafft eine gelungene Balance zwischen unaufgeregt und hoch-emotional. Manchmal hätte ich mir Anführungszeichen für die wörtliche Rede gewünscht, da es ein paar Stellen gab, an denen ich unsicher war, ob Henrik nun etwas laut ausgesprochen oder nur gedacht hat. Aber im Großen und Ganzen war dies nicht so wichtig für die Erzählung.

Es wurde viel diskutiert über die Altersempfehlung ab 13. Ich bin ja nun schon über 30 und kann das nicht beurteilen, aber meine Meinung dazu: Natürlich, das Buch ist knallhart, weil es eine schlimme Krankheit so beschreibt, wie sie nunmal ist: Hart, unschön, ekelhaft, beängstigend, traurig. Ich denke, jeder Jugendliche bzw. jeder Elternteil soll selbst entscheiden, ob er bzw. sein Kind schon bereit für dieses Buch ist. Aber wer z. B. in irgendwelchen Dystopien problemlos damit klarkommt, wie sich Menschen gegenseitig abschlachten oder ganze Völker von Seuchen dahingerafft werden, wird sich auch mit diesem realistischen Buch auseinander setzen können, das nunmal (leider) die Realität widerspiegelt.

„Mein Herz hämmert, dass es wehtut“ behandelt ein sehr tragisches Thema, nämlich den Verfall und Tod eines geliebten Menschen. Gleichzeitig zeigt es in leisen Tönen, wie die erste Liebe in zwei jungen Menschen heranreift. Dieses kleine Büchlein wird so manchen Leser sicherlich nachdenklich und auch etwas traurig zurücklassen.