Rezension

Eine tolle Graphic Novel über die linksradikale Szene im Berlin der 1980er

Gleisdreieck - Jörg Ulbert, Jörg Mailliet

Gleisdreieck
von Jörg Ulbert Jörg Mailliet

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Undercover-Polizist Otto bekommt den Auftrag, sich in Westberlin in die linksradikale Szene zu integrieren, um den Terroristen Martin Heerleut ausfindig zu machen. Währenddessen tobt in Westberlin in den Vierteln Kreuzberg, Schöneberg und Charlottenburg der Kleinkrieg zwischen den linken Hausbesetzern, die den Abriss leerstehender Häuser und Neubau von Wohnsilos verhindern wollen und einer gewaltbereiten Polizei, die im Auftrag vom neuen Innensenator Heinrich Lummer handelt. Bei einer Demonstration stirbt der 18-jährige Klaus-Jürgen Rattay. Die neuen "Freunde" Ottos planen daraufhin als Vergeltung die Entführung Lummers...

Diese Graphic Novel fängt den Geist der 80er in Berlin in der linksradikalen und linksautonomen Szene sehr gut ein.

Die (farbigen, aber dabei nicht grellen) Zeichnungen passen sehr gut zur Geschichte. Sehr detailliert und atmosphärisch dicht zeigen sie das geteilte Berlin, die Umgebung, die Menschen und Ereignisse.

Die Charaktere sind ebenfalls sehr gut gelungen, besonders die Figur des Otto, der so gar nicht in die Szene hineinpasst (alleine vom Körpervolumen und Kleidung her), aber sich doch integrieren und Vertrauen aufbauen kann. Das fand ich besonders faszinierend.

Auf die komplexen historischen Zusammenhänge, die für die Geschichte wichtig sind, wird gesondert in einem durchnummerierten Glossar eingegangen. Auch die Lieder, die während der Handlung gespielt werden, finden sich in einer Tracklist wieder.

Mir hat die Graphic Novel sehr gefallen. Neben der spannenden und unterhaltsamen Geschichte konnte ich noch viele neue Informationen über die linke Szene in den 1980ern, über Einstellungen, Probleme, auch tragische Verstrickungen und unterschiedliche Positionen erfahren.

Sehr zu empfehlen!