Rezension

Authentische Atmosphäre, gut recherchiert und spannend

Gleisdreieck - Jörg Ulbert, Jörg Mailliet

Gleisdreieck
von Jörg Ulbert Jörg Mailliet

Bewertet mit 5 Sternen

Berlin- Kreuzberg 1981. Martin ist nach zwei Jahren wieder zurück nach Berlin gekommen. Er gehört zu der linksradikalen Bewegung 2.Juni. Viele der Mitglieder unterzeichneten zwar 1980 eine Selbstauflösungserklärung, aber nicht alle. Martin schließt sich mit seinen alten Genossen zusammen, einerseits um ihnen unter die Arme zu greifen, andererseits um alte Rechnungen zu begleichen. Nachdem unter Innensenator Lummer 8 besetzte Häuser geräumt werden und der 18 jährige Klaus-Jürgen Rattay bei einer Demo ums Leben kommt, schmieden Martin und seine Genossen einen Plan...

Gleichzeitig schleust sich ein Undercover- Polizist in die linke Szene ein. Er soll Martin dingfest machen. Doch nicht nur er ist auf Martin angesetzt...

Die Autoren verstehen es hervorragend das Flair und die Atmosphäre der 80er Jahre wiederzugeben. Die Kreuzberger linke Szene ist großartig eingefangen, wie auch die politischen Verknüpfungen der BRD und der DDR vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Es wird ein spannendes und authentisches Bild gezeichnet, welches zudem mit interessanten politisch-historischen Fakten aufwartet.

Die Geschichte ist sehr gut gezeichnet, der Berlin Kenner wird viele Orte wieder erkennen. Die Autoren überzeugen mit der Liebe zum Detail und einer genauen Kenntnis der Szene. Die Sympathie für die linke Szene ist spürbar.

Die Geschichte ist spannend und auch humorvoll erzählt. Nur das Ende empfand ich ein klein wenig abrupt und ich musste zweimal lesen, um zu verstehen, was nun tatsächlich passiert ist.

Fazit: Eine äußerst spannende, bewegte und auch widersprüchliche Zeit wird hier großartig in Szene gesetzt. Für alle zu empfehlen, die gern mal wieder in alte Zeiten abtauchen möchten, aber auch für jene, die gern einen realistischen Einblick in die linke Berliner Szene der 80er Jahre gewinnen möchten.