Rezension

Eine starke Frau

Draußen die Welt -

Draußen die Welt
von Janet Lewis

Bewertet mit 4 Sternen

Janet Lewis hat dieses Buch in den 1940er Jahren geschrieben, es wurde jetzt für den deutschen Markt neu entdeckt. 

Das Buch führt uns in die 1930er Jahre nach Kalifornien, die Weltwirtschaftkrise kommt in Nebensätzen immer mal wieder vor. In einer fiktiven Kleinstadt lebt die Familie Perrault, Vater, Mutter, eine Tochter, drei Söhne, auf einer kleinen Farm. Während der Vater beim Wasserwerk arbeitet, sorgt die Mutter für den großen Garten, die Tiere und engagiert sich ehrenamtlich in der Gemeinde. Insgesamt ein eher beschauliches und zufriedenes Leben, man hat sein Auskommen, gute Kontakte zu den Nachbarn und die ganze Familie arbeitet zwar hart, aber sie genießt auch die kleinen Freuden des Alltags.

Als Mrs. Perraults beste Freundin zusammen mit ihren beiden Enkelkindern bei einem Unfall stirbt, erschüttert das die Familie und ganz selbstverständlich sorgt sie auch für den Witwer, hilft bei der Hausarbeit oder kocht für ihn. Dabei zeigt sich, dass Mrs. Perrault (so wird die meist im Buch auch genannt) eine sehr starke Frau ist. Sie hadert nicht mit dem Schicksal und ist absolut selbstverständlich in ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, sie akzeptiert die Menschen so wie sie sind und möchte sie nicht erziehen oder ändern. Sie lebt ihre moralischen Grundsätze und gibt sie an ihre Kinder weiter. Mr. Perrault spielt dagegen nur eine Nebenrolle. Ein weiterer Fokus leigt auf der Tochter Melanie, die nach dem Schulabschluss in die nächste Stadt zieht und ihren eigenen Weg sucht. Sie ist sehr selbständig, schließt schnell Freundschaften, vergisst aber ihre Familie nicht.

Mir hat das Buch mit seiner ruhigen Sachlichkeit sehr gut gefallen. Es geht nicht ständig um Befindlichkeiten und das Kreisen um die eigene Person, das schwingt zwar alles im Hintergrund mit, drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Probleme in der Familie werden in ruhigen Gesprächen gelöst und den Kindern wird eine Selbständigkeit zugestanden, die man sich von heutigen Eltern auch oft wünscht. 

Der Erzählstil ist sehr leise und manchmal etwas altmodisch. Lewis beschreibt präzise und bildhaft die Landschaft, das Wetter, Tiere und Pflanzen, ohne dass es langatmig wird. Nur gegen Ende hat das Buch ein paar Längen, als es um eine Bootsfahrt geht. Aber ich will nicht spoilern!

Erwähnenswert ist auch das sehr schöne Cover mit dem altmodischen bestickten Tuch, das Ruhe ausstrahlt und aus dem täglichen Bücherallerlei heraussticht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich bin froh, dass ich es durch die Leserunde entdecken durfte. Sonst wäre es vielleicht in der Fülle der Neuerscheinungen untergegangen.