Rezension

Eine Hommage an die Freundschaft

Ewig und eins - Adriana Popescu

Ewig und eins
von Adriana Popescu

Bewertet mit 4 Sternen

Ella ist auf den Weg nach Stuttgart zum Klassentreffen und das mit sehr gemischten Gefühlen. Dort wird sie voraussichtlich ihre erste große Liebe und ihren damals besten Freund Wiedersehen und das nach sieben Jahren Funkstille. Ihre letzte Begegnung war ein Bruch, der nie zur Aussprache gekommen ist und das Leben ging einfach weiter. Werden die Beiden da sein? Sie sind da, und es fühlt sich so an wie früher. Zusammen ziehen sie um die Häuser, schwelgen in Erinnerungen und doch sind so viele Fragen noch offen. Wird diese eine Nacht ausreichen, um sich wieder näher zukommen? Unausgesprochenes auszusprechen? Gefühle zu leben, oder sich einzugestehen? Die Zeit ist knapp, aber das Herz weiß doch schon was es will, oder?

Für mich ist es diesmal unheimlich schwer eine Rezension zuschreiben, denn ich bin nicht grenzenlos begeistert, wie viele meiner Mitmenschen. Außerdem kommt noch dazu, dass ich die Autorin unheimlich gern mag und das macht es nicht unbedingt leichter, es ist ja auch nicht so das mir Ella, Ben und Jasper nicht mein Herz erreicht haben, aber ich kann hier einfach nicht sagen, dass es für mich ein Highlight war. Zudem kommt noch dazu, dass ich das, was mich gestört hat, gar nicht so benennen darf, denn es ist eine Entwicklung in der Geschichte, die ich einfach nicht verraten möchte, also probiere ich mal, meine Gedanken und Gefühle zu sammeln und verständlich zu machen.
Ich bin auch kein Fan von Klassentreffen und so konnte ich Ella von Anfang an recht gut verstehen. Sie kommt dahin, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und muss sich den Spott ihrer Mitschüler von damals aussetzen. Ihr großer Traum von Ballett hat sich nämlich nicht erfüllt und so kommt sie sich selbst als größter Verlierer vor. Ihre ganze Persönlichkeit ist aufs Versagen geschrumpft, sie glaubt nicht mehr an sich, ihre Fröhlichkeit und ihr Selbstvertrauen sind mit dem kaputten Fuß einhergegangen. Sie möchte aber diese Chance nutzen, um Ben wieder zusehen, ihrer ersten großen Liebe, diese hatte sie sogar fürs Ballett geopfert. Außerdem hofft sie auf ihren besten Freund Jasper zutreffen, der zwar nicht zugesagt hatte, aber bei ihm weiß man ja nie. Ella hat große Angst auf Ablehnung bei den beiden zu stoßen, denn wer weiß, wie sich ihre Leben verändert haben.
Natürlich sind die Beiden da und sie können unterschiedlicher nicht sein. Wir haben da Jasper, einen Künstler, der Einzige von den drein der seinen Traum lebt. Er ist der spontane Typ, mit immer verrückten Ideen und jeder Menge Unsinn im Kopf. Für viele ein Klassenclown, der die Späße macht und für Lacher sorgt, den man aber selten nachdenklich erlebt und der sich nicht in die Seele schauen lässt. Seine Ideen sorgen an dem Abend noch für mächtig Wirbel und bringen nicht nur die Gefühle wild durcheinander, sondern auch Stuttgart zum Leuchten.
Ben ist der Dritte im Bunde, der Vernünftige, der Umsichtige, der immer da ist, wenn es Probleme gibt, der Lösungen sucht und einfach eine Schulter zum Anlehnen hat. Auch bei ihm sind die Träume auf der Strecke geblieben, als großer Bruder von mehreren Geschwistern und ohne Vater, hat er die Lebenswege seiner Familie gesteuert und macht zwar was in der Filmbranche, aber nicht das, was er immer wollte.
So beginnt der Abend bei einem langweiligen Klassentreffen und wird dann auf ganz Stuttgart ausgebreitet, ein Road Trip durch ihre Vergangenheit, ihren Gefühlen, Wünschen und Träume. So erleben wir mit, wie sich jeder entwickelt hat und welchen Verlust er hinterher trauert. Es werden sich Fehler eingestanden und Entschuldigungen angenommen, Herzen ins reine gebracht und das Leben neu geordnet. Für alle drei bedeutet es ein Neuanfang und den Mut, es endlich anzupacken.
Adriana Popescu hat ein wahres Feuerwerk an wunderschönen Worten geschaffen, eine wahre Hommage an die Freundschaft und an die Träume zu glauben, die man hat. Mit ihrer tollen Art zu erzählen hat sie wieder eine lockere, wortgewandte und überaus witzige Geschichte abgeliefert, die mir sehr viel Spaß gemacht hatte zu lesen. Aber ich hatte auch einen kleinen Knackpunkt, ich finde diese drei Figuren einfach wunderbar, und wie sie sich wieder finden, wirklich schön, allerdings empfinde ich es ein bisschen zu sehr als Utopie, die Realität sieht doch oft anders aus, da bleibt bei solch einem dreier Gespann doch meistens einer übrig und so war mir das Ganze einfach zu glatt und zu rosa. Wenn es diese Art von Freundschaft da draußen gibt, ist das ein Traum und ich würde diesen auch gern träumen, also bleibt diese Geschichte für mich, einfach ein wunderbarer Sommerroman, zum Genießen.