Rezension

Eindringlich und authentisch

Das Haus des Windes - Louise Erdrich

Das Haus des Windes
von Louise Erdrich

"Das Haus des Windes", auf Englisch "The Round House", das nicht nur monatelang auf der Bestsellerliste der New York Times stand, sondern auch den National Book Award für den besten Roman des Jahres bekommen hat, interessierte mich schon lange. Lange schlich ich um das Buch herum, jetzt konnte ich es endlich lesen - und ich bin einfach nur begeistert.

Das Buch mit seiner Erzählweise, die vieles in deutlicher Sprache schildert, aber dennoch vieles der Vorstellungskraft des Lesers überlässt, wobei gerade diese Lücken manches Mal beklemmender sind als die Dinge, die gesagt werden, zog mich sofort in seinen Bann. 

Schlagartig ändert sich Joes Leben an dem Tag, an dem seine Mutter zu spät nach Hause kommt. Erst nach und nach wird das gesamte Ausmaß dessen, was ihr an dem Tag zugestoßen ist deutlich und als Leser muss man mehr als einmal tief durchatmen, um zu verstehen, was man da gerade gelesen hat oder was gerade zwischen den Zeilen deutlich wurde. Nichts ist mehr wie früher, alles ist anders. 

Joes Vater, ein Stammesrichter, bezieht seinen Sohn bei seiner Suche nach dem Täter mit ein, gemeinsam versuchen sie auch, Joes Mutter wieder an ihrem Leben teilhaben zu lassen, doch immer wieder gibt es Rückschläge bis schließlich deutlich wird, dass der Täter auf Grund des mehr als frag- würdigen Rechtssystems davonkommen wird. Da er nicht akzeptieren will, dass der Mensch, der seine Mutter so verletzt hat, einfach unbehelligt bleiben soll, nimmt Joe selber die Sache in die Hand, immer an seiner Seite sein Freund Cappy. 

Dieses Buch ist unwahrscheinlich eindringlich geschrieben und schildert nicht nur eine geradezu quälend realistische Geschichte, sondern es zeichnet auch ein intensives und authentisches Bild der indigenen Bevölkerung und deren Leben. Man erfährt nebenbei viel über Traditionen und Brauchtum und verzweifelt ebenso wie die Protagonisten an der willkürlichen und nicht nachvollziehbaren Rechtssprechung, die leider auch heute noch tatsächlich genau so gilt. 

Ein wunderschönes Buch über Schuld und Freundschaft, Familie und die eigenen Wurzeln, das mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt hat.