Rezension

Ein sehr exotischer Roman, der einen mitreißt und nicht mehr loslässt.

Das Herz der Feuerinsel - Nicole C. Vosseler

Das Herz der Feuerinsel
von Nicole C. Vosseler

Amsterdam 1882, Jacobina und Floortje lernen sich auf der Überfahrt nach Batavia kennen. Die beiden jungen Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Jacobina ist ziemlich ernst, kommt aus gutem Hause und möchte in der Ferne als Privatlehrerin einen Neuanfang wagen. Floortje hingegen ist überschwänglich, stets fröhlich und hofft auf eine gute Heirat. Jacobina lebt sich langsam ein in diesem fremden Land, bei einer fremden Familie, aber vor alle die beiden Kinder nehmen sie herzlich auf. Wenige Zeit später trifft sie auf einen Freund der Familie, der in ihr mehr sieht, als sie selbst. Sie hat sich schon immer zu groß, zu kantig, zu unweiblich gefühlt. Auch für Floortje scheint alles gut zu laufen. Sie hat direkt mehrere Verehrer und in einen verguckt sie sich. Sie wollen heiraten. Dann passieren jedoch Dinge, mit denen sowohl Floortje, als auch Jacobina nicht gerechnet hatten.

Bitte lest euch nicht den Klappentext oder die Beschreibung auf Amazon durch! Die verraten viel zu viel und dieses Buch lebt u.a. durch die vielen Überraschungsmomente.
Ich muss gestehen, dass ich nach den ersten 100 Seiten skeptisch war, denn so lange dauert die Überfahrt. Wir lernen die beiden Protagonistinnen näher kennen und die beiden freunden sich langsam an. Sehr viel passiert allerdings auch nicht. Ich hatte große Befürchtungen, dass das Buch so weiterplätschern würde, aber ich kann jeden beruhigen, dem es vielleicht genauso ging. Der Buch nimmt dann immer mehr an Fahrt auf und die letzten 200 Seiten war es wirklich schwierig aus der Hand zu legen.
Nach ca. 250 Seiten scheint das Glück für Jacobina und Floortje perfekt zu sein und ich hatte mich schon gefragt, was denn jetzt noch kommen soll, denn schließlich hatte nicht mal die Hälfte gelesen. Dann überschlagen sich jedoch teilweise die Ereignisse und Überraschungen. Ich habe selten so mitgefiebert und ich war sehr traurig als das Buch zu Ende war. Die beiden Protagonistinnen waren mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte sie nicht gehen lassen.
Die Autorin hat es mal wieder geschafft einen historischen Roman zu schreiben, der weder langatmig, noch langweilig ist – genau das wird diesem Genre ja immer wieder vorgeworfen. Natürlich sind Landschaftsbeschreibungen dabei, die sind allerdings so lebendig gehalten, dass ich richtiges Fernweh bekam. Ich habe dazu Musik von der Buddha Bar gehört und mich einfach in die Geschichte und in die Ferne gleiten lassen.
Nicole C. Vosseler hat einen ganz tollen Schreibstil, der gerade für historische Romane sehr lebendig ist. Man sagt ja so schön, wenn jemand toll vorliest, dass man dann einen seinen Lippen hängen würde. Ich hing definitiv an ihren Buchstaben!
Die holländischen Namen und Bezeichnungen waren am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, was wohl daran lag, dass ich bislang noch kein Buch mit holländischen Charakteren gelesen habe. Das gibt sich jedoch recht schnell. Natürlich werden auch landestypische Begriffe aus der Region um Batavia verwendet, die man aber größtenteils auch aus indischen Romanen kennt.
Die Charaktere haben mir größtenteils sehr gut gefallen, wobei ich die Männer erst nicht richtig einschätzen konnte. Für mich war dieses Mal kein wahrer Held dabei, da mich bei jedem etwas gestört hat. Der eine war ein Bubi, der andere lies sich beeinflussen, der nächste ist ein Scheusal. Ich möchte an dieser Stelle gar keine Namen verraten, damit ich nichts vorwegnehme.
Es tun sich einige menschliche Abgründe für den Leser auf, weshalb es dem Buch absolut nicht an Spannung fehlt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Jacobinas und aus Floortjes Perspektive erzählt. Auch wenn die beiden sich etwas aus den Augen verlieren, so wird die Freundschaft immer wieder in den Vordergrund gerückt, was mir sehr gut gefallen hat. Trotz Entfernung, haben die beiden immer wieder an den anderen gedacht.
Ich fand “Unter dem Safranmond” schon richtig klasse und hatte dem Buch damals die gleiche Bewertung gegeben. “Das Herz der Feuerinsel” hat mein bisheriges Lieblingsbuch der Autorin sogar nochmal getoppt und es zählt auf jeden Fall zu meinen Jahreshighlights.

Fazit

Ein sehr exotischer Roman, der einen mitreißt und nicht mehr loslässt. Trotz 600 Seiten, fliegt man durch das Buch und lässt sich in die Geschichte fallen. Tolle Charaktere vor einer imposanten Kulisse mit vielen Überraschungen und einer Freundschaft, die mich sehr beeindruckt hat. Nicole C. Vosseler hat mich mit diesem Buch mal wieder mehr als überzeugt.