Rezension

Ein großes Fragezeichen

Manchmal rot - Eva Baronsky

Manchmal rot
von Eva Baronsky

Inhalt: „Ich habe gerade erst angefangen, jemand zu sein.“ Es ist ein Kurzschluss, der zwei Lebenswelten, die sich sonst kaum berühren, aufeinanderprallen lässt: die eines erfolgsverwöhnten Anwalts und die seiner illegal beschäftigten Putzfrau. Was dann passiert, bedeutet für beide den völligen Verlust von Selbstverständlichkeiten. Für ihn läuft alles prächtig, er steht vor dem ganz großen Deal. Zwar muss er vorher den Seniorchef seiner Kanzlei ausbooten und nebenbei ein üppiges Schwarzgeldkonto in der Schweiz auflösen, aber auch das wird er in den Griff bekommen. Seine Putzfrau lernt er nur kennen, weil sie in seiner Wohnung von der Leiter fällt. Als sie im Krankenhaus erwacht, kann sie sich weder an ihren Namen erinnern, noch ihn schreiben. Während sie ungläubig der Frau, die sie einmal gewesen sein soll, nachforscht, erfindet sie sich neu. Dabei entwickelt sie ein Selbstbewusstsein, das ihn zunehmend fasziniert und verunsichert. Eva Baronsky erzählt in diesem modernen Märchen so warmherzig wie erstaunlich von zweien, denen alle Gewissheiten abhandenkommen und die uns fragen lassen: Wer wäre man, wenn man nicht zu wissen glaubte, wer man ist?

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen - vielen Dank dafür. 

Das Buch lässt mich zurück mit einem seeeehr großen Fragezeichen. Ich möchte die Fragen jetzt nicht hier aufschreiben, weil ich dann zu viel verraten würde, falls jemand das Buch noch lesen möchte, aber ich habe wirklich sehr viele Fragen. 

Wir lernen nach und nach beide Protagonisten kennen. Angelina, die ihr Gedächtnis verliert und erstmal klar kommen muss und schauen muss wer sie wirklich ist. Dagegen Christian - erfolgreicher Anwalt, der gerade von seiner Freundin verlassen wurde. Viel Geld, schöne Wohnung, aber auch viele Probleme. 

Ich konnte weder zu ihr noch zu ihm eine Beziehung aufbauen. Angelina ist mir zu undurchdringlich. Sie benimmt sich für mich kindisch, nicht rational. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie autistisch ist. Außerdem stört mich die Schreibweise sehr. Sie kann sich halt mit der alten Angelina nicht identifizieren und spricht in der dritten Person von ihr. Trotzdem gibt es im Buch dann Passagen wo die Personalpronomen komplett verdreht werden - Zum Beispiel aus Sicht von Angelina "Sie stellt meine Tasse zur Seite" - was für mich einfach überhaupt keinen Sinn ergibt. 
Christian erlebt man eigentlich fast nur in seinem Arbeitsumfeld. Da wird mit Fremdwörtern aus dem Banker- und Anwaltsleben nur um sich geschmissen. Mir fehlt da auch irgendwie der rote Faden und ich verstehe die Sachen, die dort vorgehen nicht wirklich. Auch er wirkt für mich sehr naiv und unselbstständig. Das zieht sich bei beiden irgendwie durch das gesamte Buch. 

Es gibt Passagen, die sind wirklich gelungen. Es werden da Sachen genannt und aufgegriffen, die zum Nachdenken anregen und einen auch berühren. Aber durch irgendwas Banales wird es dann wieder zunichte gemacht. Meiner Meinung nach überwiegen die banalen Sachen - dazu kommt dann noch das offene Ende und die vielen offenen Handlungs- bzw Gedankenstränge, die einfach nicht zu Ende geführt sind. Ich weiß irgendwie nicht woran ich bin und deshalb fällt diese Rezension auch eher nüchtern aus. Mir fehlt die Quintessenz der Geschichte, es bleiben keine guten Gedanken, sondern nur Fragen. 

Fazit: Ein Buch, welches zwischendurch wirklich zum Nachdenken anregt und mit einer tollen idee startet. Leider bleiben mir die Protagonisten völlig fremd. Der Schreibstil gefällt mir nicht sonderlich und das Ende beantwortet keine meiner Fragen, sondern lässt mich eher mit noch mehr Fragen zurück. Irgendwie ein fader Nachgeschmack verbleibt. 2 Sterne