Rezension

Ein fesselnder Auftakt zu einer Fantasyreihe

Strange Angels: Verflucht - Lili St. Crow

Strange Angels: Verflucht
von Lili St. Crow

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Sekunde lang spielte ich mit dem Gedanken, ihm alles zu erzählen. »Hi, ich bin Dru. Mein Vater jagt Dinge, die du nur aus Gespenstergeschichten kennst. Ich helfe ihm, wenn ich kann.« Aber wer würde mir das schon glauben?

Inhalt

Rastlos zieht Dru Anderson mit ihrem Vater von Stadt zu Stadt, bis er eines Abends nicht lebend von einem seiner Einsätze zurückkehrt. Jemand hat ihn ermordet – und hetzt ihn nun als Zombie auf Dru! Von diesem Moment an ist sie auf der Flucht vor eiskalten Feinden, die ihr nach dem Leben trachten. Offensichtlich wissen sie etwas über die Sechzehnjährige, das sie selbst nicht einmal ahnt. Nur mit knapper Not entgeht Dru diesem Anschlag auf ihr Leben. Ihre überstürzte Flucht führt sie zu Graves, einem schüchternen Jungen aus ihrer Schule, der ihr ein Versteck anbietet. Doch auch hier ist sie nicht lange sicher. Gemeinsam mit Graves und dem betörend schönen Christophe, der ein dunkle Geheimnis hütet, muss Dru von nun an alles daransetzen, zu überleben – und herausfinden, wer sie wirklich ist. Besser gesagt: was sie wirklich ist…

 

Kritik

„Daddy? Daddy? Daddy?“
Er lag einfach da.
Der Zombie lag einfach da.

Wow! Wieder mal ein Buch vom PAN-Verlag, das mich von der ersten Seite an gefesselt und begeistert hat. Das Buch beginnt mitten in der Handlung und es gibt kein großes Gerede, sondern die Autorin führt den Leser direkt mit klaren Worten ins Geschehen ein und klärt dabei wichtige Dinge, wie beispielweise die Bedeutung der Eule, die Dru oft sieht oder auch ihre Familien – und Wohnverhältnisse. So erfährt man im ersten Kapitel bereits wichtige Dinge über Drus Leben und auch über den Schreibstil der Autorin, denn schon das erste Kapitel endet mit einem Satz, der einem nichts anderes übrig lässt als schwer zu schlucken.
 
Denn so ist das Buch auch insgesamt: Unglaublich düster und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Gleichzeitig erhält sich die Autorin den Humor. Durch Ironie und triefenden Sarkasmus bringt sie den Leser zum schmunzeln und leise vor sich hin lachen. Lili St. Crows Schreibstil ist toll und passt sich jeder Situation an. Vor allem dadurch schafft es die Autorin die Atmosphäre des Buches dem Leser nahe zu bringen. Ich habe selten ein Buch gelesen, das dem Leser ermöglicht so gut in die beschriebenen Situationen einzutauchen.
Generell ist das Buch von einer tiefen Verzweiflung, Angst und Ausweglosigkeit durchzogen, die man als Leser mit jeder Faser seines Körpers miterlebt. Drus Lage erscheint hoffnungslos und die Dinge die sie tun muss sind schrecklich. Ihre Einsamkeit und ihre Furcht kommen durch den Schreibstil, die vielen Details und die tollen Vergleiche gut und glaubwürdig rüber. Überhaupt empfand ich das Buch beim Lesen als recht glaubwürdig verfasst, denn obwohl Dru eine tapfere Heldin ist, fürchtete sie sich sehr, was auch vollkommen verständlich ist angesichts der Lage in der sie sich befindet. Doch in vielen ähnlichen Büchern entwickeln die Helden schnell eine gewisse Unantastbarkeit und Furchtlosigkeit, nicht so Dru. Die ängstigt sich fast zu Tode und das macht sie auf ganzer Linie glaubwürdig.
 
Im Ganzen ist Dru eine Heldin, die mich wirklich überzeugt hat. Nicht nur, dass ich ihren Namen ganz toll finde (^^), sondern auch ihren klaren Verstand und die Tatsache, dass sie weiß, was sie tun muss. Durch die Ich-Perspektive schlüpft man als Leser schnell in ihre Rolle und fühlt und bangt mit ihr. Auf den ersten Blick erscheint sie vielleicht als coole, unerreichbare Heldin, die niemals an sich zweifelt, die weiß was wann zu tun ist und nebenher eine Neun-Millimeter treffsicher bedienen kann.
Das trifft auch zum Teil zu, aber gerade durch die Ich-Perpektive können wir hinter ihre äußere, starke Fassade schauen. Denn dort ist sie vor allem eins: Ein 16-jähriges, verängstigtes Mädchen, das alleine ist und schreckliche Dinge gesehen hat und tun musste. Sie hat Zweifel, große Angst und fühlt sich, ihrer Lage angemessen, hilflos, allein und orientierungslos.
 
Hier kommt Graves ins Spiel. Nach einem kurzen Hin und Her freunden sich die beiden an, vor allem, weil Graves unnachgiebig und eine wahre Helfernatur ist. Ich mochte ihn von Anfang an, er ist ein ganz normaler Junge mit seinen eigenen Problemen, der sich trotzdem Gedanken um Dru macht, ihr hilft und letztendlich ihr einziger Freund in ihrer schwierigen Lage wird. Er bleibt bei ihr und weicht nicht von ihrer Seite, obwohl er dadurch verletzt und zu etwas ganz… anderem wird. Er ist ein wahrer Freund und ein toller Charakter, aus dem man noch einiges machen kann. Ich bin gespannt wie Lili St. Crow seine Rolle ausbauen wird.
 
Christophe, der erst gegen Mitte des Buches auftaucht, ist da ganz anders und übt doch eine gewisse Anziehung aus. Er ist arrogant, hat mehr Erfahrung, was er auch immer wieder durchblicken lässt und ist ein Großmaul. Doch auch er kann lieb, vertrauensvoll und besorgt sein. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von ihm halten soll. Ohne Zweifel ist er an Dru interessiert, doch er ist nicht so einfach zu durchschauen wie beispielsweise Graves. Auch hier bin ich gespannt was die Autorin aus diesem Charakter macht.
 
Die Idee des Buches finde ich interessant und spannend, vor allem, da die Umsetzung meiner Meinung nach so erfolgreich war. Dru und ihr Vater sind Jäger, sie jagen die Kreaturen der Echtwelt. Das heißt Werwölfe, Blutsauger, Traumfresser, Zombies und vieles mehr. Und obwohl passend zum momentanen Hype Werwölfe und Vampire auftauchen, bewahren sie sich doch eine gewisse Vielfalt und Andersartigkeit als die typischen „Twilight“-Exemplare. Man kann „Verflucht“ also gefahrlos als Vampir-Liebhaber und "Twilight"-Verabscheuer lesen!
 
Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre, dass ich an der einen oder anderen Stelle der Autorin nur schwer folgen konnte. Das könnte vielleicht daran liegen, dass ich passend zur steigenden Spannung des Buches immer schneller lese, aber dennoch hatte ich zwischenzeitlich einen Moment in dem ich innehalten musste, weil ich nicht mehr genau wusste was da im Buch vor sich ging.

Das Ende des Buches ist wirklich gut gelungen, obwohl ich manchmal gedacht habe, dass man den Bösewicht (wer genau das ist, müsst ihr schon selbst herausfinden) ruhig noch etwas düsterer darstellen hätte können. Aber es war sein erster Auftritt und ich bin neugierig wie es mit ihm in den weiteren Büchern weitergeht. Das Buch endet natürlich dann wenn es am spannendsten ist und wenn gerade ein neues Kapitel der Handlung aufgeschlagen wird. Typisch.

 

Zuerst im Mai 2011 bei fantasy-fans.eu veröffentlicht (http://www.fantasy-fans.eu/buecher/strange-angels-verflucht/b681/reviews...)