Rezension

Eher etwas für Fans des Autors

Der Vierfachmord von Stötteritz - Jan Flieger

Der Vierfachmord von Stötteritz
von Jan Flieger

Bewertet mit 1.5 Sternen

In Stötteritz, einem Stadtteil von Leipzig, erschießt eine unbekannte maskierte Person 4 Menschen, die gerade eine Party im Hinterhof eines Wohnblocks feierten... Wolfgang Werner von der Mordkommission, von den Kollegen und im Krimi durchgehend "Fischauge" genannt, Tiller und ihr Team ermitteln in der Soko "Hinterhof".

Neben der etwas schleppenden Ermittlungsarbeit, die vor allem aus Verhören besteht, erfährt der Leser einiges über das Privatleben der Polizeibeamten (vor allem über ihre sexuellen Vorlieben, was ich lieber nicht gewusst hätte, naja, Geschmacksache), was das eh langsame Erzähltempo weiter drosselt. Dazu gehören auch die Einblicke in die Leipziger Kriminalität, wie weitere Überfälle, soziale Probleme und Gewalttätigkeiten, die nicht zum Fall gehören, aber wohl die "Gefährlichkeit" Leipzigs noch weiter herausstellen sollen. Mir war das ebenfalls "too much".

Die Handlung nimmt leider erst im letzten Drittel so richtig an Fahrt auf. Der Täter ist dort aber auch viel zu schnell erkannt und sein Motiv sehr zweifelhaft bis unrealistisch, finde ich. Auch die Ermittlungsmethoden, wie z. B. kostenspielige Auslandsreisen des Kommissars halte ich leider nicht für sehr realistisch im Zeitalter von Telefon und Internet.

Die ganzen Kritikpunkte wären aber nicht so schlimm und hätten höchstens 1 oder 2 Sternabzüge bedeutet. Was aber für die schlechte Bewertung ausschlaggebend war, war der Erzählstil. Der ist leider überhaupt nicht gelungen und hat mich beim Lesen immer wieder verwirrt bis verärgert, am Ende dann nur noch genervt. Der Satzbau ist sehr verschachtelt, Kommas reihen sich an Kommas, selbst zwischen Hauptsätzen. Da wäre ein Punkt für den Lesefluss angenehmer gewesen. Doch das ist leider nicht alles. Dazu gibt es Dopplungen bzw. auch Dreifachnennungen, die wohl ein Ereignis besonders verdeutlichen sollen, jedoch hat der Leser auch schon bei der ersten Nennung begriffen, dass der Kommissar gerne heiß badet oder dass die Brüste der jungen Frau schön sind. Ebenfalls nervig fand ich die massive Verwendung von Konjunktionen wie "und" und "aber", auch am Satzanfang, auch teilweise 5-10 Mal auf einer Seite. Das fällt dann einfach auf und da kann ich auch nicht drüber hinweglesen.

Fazit: Die Idee, die hinter dem Krimi steht, finde ich gut, wenn auch das Motiv für die Morde seltsam erscheint. Da wäre die falsche Fährte interessanter gewesen, die am Anfang aufgetan wird. Ebenso finde ich die Herangehensweise in Ordnung, dem Leser den Tatort näher zu bringen, aber auch hier war es einfach zuviel des Guten. Leipzig ist bestimmt kriminell und gefährlich, aber vermutlich nicht "nur". In anderen Regionalkrimis habe ich noch nie so einen Abgesang an eine Stadt erlebt, egal, wie schlimm die Geschehenisse dort geschildert wurden.

Leider überhaupt nicht mein Fall und nur sehr bedingt zu empfehlen, z. B. wenn man bereits Bücher des Autors kennt und mag.