Rezension

Drei dunkle Geschichten

Versteckt
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

„Versteckt“ ist eine Sammlung von drei Kurzgeschichten, verfasst von Simon Beckett. Die erste Geschichte „Der Eckpfeiler“ (70 Seiten), handelt von Alex (aus dessen Perspektive auch erzählt wird), der nach Jahren wieder in seine Geburtsstadt reist, um der Beerdigung seiner Jugendfreundin Kelly beizuwohnen, die Selbstmord begangen hat. Obwohl sich Alex und Kelly seit Jahren nicht mehr gesehen haben, vermacht Kelly ihm eine Geldkassette, die den Schlüssel zum Grund des Selbstmordes beinhaltet. Diese Handlung rahmt den eigentlichen Kern der Erzählung: ein Flashback in die Zeit, als Alex, Kelly und zwei weitere Freunde auf dem Grat zwischen Kindheit und Pubertät wandeln. Diese Binnenerzählung erinnert dabei an S. Kings „Die Leiche“ bzw. den auf Kings Novelle basierenden Film „Stand by Me“. Auch in „Der Eckpfeiler“ gibt es einen Schrottplatz, ein Sommergeheimnis, gewalttätige Halbstarke und eine Leiche. In Becketts Erzählung werden diese Zutaten aber anders gemischt – und zu einem tragischeren Ende geführt. Über die zweite Kurzgeschichte (eher: Kürzestgeschichte) „Ein kurzer Bericht“, die 3,5 Seiten umfasst, möchte ich gar nicht so viel sagen, da zu viele Worte ihren Effekt schmälern würden. Nur so viel: In einem berichtartigen Schreibstil verfasst, thematisiert die Kurzgeschichte die Vergänglichkeit des Lebens und wie die Mitmenschen damit umgehen. Die letzte Erzählung „Mutter Gans“ (knapp 60 Seiten) ist ein kleiner Thriller: Ein Junge verläuft sich in einem Wald und findet sich plötzlich auf einem baufälligen Bauernhof wieder, wo er von der Betreiberin herzlich willkommen geheißen wird. Das Setting erinnert zwar an Becketts „Der Hof“, allerdings geht „Mutter Gans“ eigene Wege, indem es eine moderne Adaption eines Grimmschen Märchens ist (welches das genau ist, verrate ich nicht :D). Während „Der Eckpfeiler“ also eher auf „Stand by Me“-Vibes (Geheimnis/Coming of Age) setzt, ist „Ein kurzer Bericht“ gerade aufgrund seiner Kürze und Lakonik effektvoll. „Mutter Gans“ ist eher in der Gattung „Thriller“ beheimatet, wobei sie Spannung erzeugt und mit Märchenmustern spielt.