Rezension

Die Zerstörung der kanadischen Romantik

Frostmond -

Frostmond
von Frauke Buchholz

Bewertet mit 4 Sternen

"Seit Jahren verschwinden junge Frauen indigener Herkunft spurlos entlang des Transcanada-Highways. Für die Polizei scheinen diese Verbrechen keine Priorität zu haben."
Der Autorin war es ein Anliegen, die reelle Problematik mit den Natives, in diesem Fall dem Volk der Cree-Indianer, in ihrem Krimi aufzuarbeiten, vor der Kulisse des, in anglo- und franko-kanadische Gebiete, geteilten Kanadas. Stellvertretend für diese Spaltung stehen die Ermittler G.B. LeRoux und Ted Garner, die zusammen den Mord an der 15-jährigen Jeanette Maskisin aufklären sollen. Sie wurde nahe der Millionenstadt Montreal im Fluss aufgefunden, mit fehlenden Augen, zahlreichen Malen von Misshandlungen und außerdem schwanger.
Die Untersuchungen zum Fall erweisen sich als schwierig. Unterstützung aus den Reihen der First-Nations-Familien ist nicht zu erwarten, das Misstrauen ist zu groß, aber auch die Zusammenarbeit von LeRoux und Garner hat ein paar Hürden zu überwinden. LeRouxs Verachtung gegenüber den Indigenen, sein Alkoholkonsum und seine Vorliebe für käuflichen Sex kollidiert mit Garners Feingeist für Literatur und der unverhohlenen Aufwartung zu LeRouxs Frau.
Lichtblick und Hoffnung auf Rache für den Mord bietet da der Cousin des Opfers, der sich für eine traditionelle Lebensweise entschieden hat und mit "indianischen" Fähigkeiten zum Ziel kommt.
Alle Männer vereint die Gefahr, in der sie schweben, wenn sie sich in Sachen des mafiösen Gewerbes einmischen und zudem auch noch schwere posttraumatische Belastungsstörungen ihr eigenes Unheil verbreiten.
Ein spannender Krimi, der nach einer Fortsetzung verlangt, dessen Frauenquote (außer unter den Opfern) durchaus noch aufgestockt werden darf. Der Ausflug in die kanadischen Weiten und ein kurzer Einblick in das Leben der Ureinwohner allerdings entschädigen für ein, zwei strapazierte Klichees.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 04. April 2021 um 19:48

Hahaha, du gibst einen guten Einblick in die Szenerie. Ja, manchmal sind wir "gnädig" mit ein paar schreiberischen Schwächen, wenn die Thematik zu wichtig und besonders ist.