Rezension

Die leisen Tage klingen nach

Als die Tage leiser wurden -

Als die Tage leiser wurden
von Josephine Cantrell

Bewertet mit 5 Sternen

London, ein kleines Café mit dem Namen Cinnamoon. Hier treffen Cecilia und Lukas regelmäßig aufeinander, bis sie gemeinsam die Geheimnisse der Stadt erkunden. Doch nicht nur London ist eine geschichtsträchtige Stadt, auch die Vergangenheit der Protagonisten steckt voller unausgesprochener Geschehnisse.  

„Manche Erinnerungen beförderte man immer wieder ans Tageslicht und polierte sie, bis sie strahlten. Andere vergrub man so tief, dass sie unergründlich wurden.“ (Seite 132)

Ein unvollendeter Brief ihres verstorbenen Vaters lässt Cecilia keine Ruhe. Gemeinsam mit der Protagonistin begibt man sich auf die Suche nach Antworten. Doch welche Rolle spielt Lukas dabei, der nur wenig von sich preisgibt? Die Handlung hat mich von Anfang an zum Miträtseln eingeladen, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Zu Beginn waren noch lauter Fragezeichen in meinem Kopf, bis sich die Hinweise langsam verdichtet haben und ich sehnsüchtig darauf gewartet habe, dass Cecilia die Zusammenhänge auch entdeckt.

Die Charaktere haben in mir teils ambivalente Gefühle hervorgerufen. Dieser Aspekt wird auch im Buch angesprochen.

„Aber es ist so, wie du gesagt hast: kein Schwarz, kein Weiß. Dazwischen sind noch andere Töne.“ (Seite 260)

Dadurch bekommen die Figuren mehr Tiefe. Sie sind keineswegs perfekt, was Authentizität schafft. Mit fortlaufender Handlung geraten die Protagonisten zunehmend in moralische Dilemmata. Manche Entscheidungen, die getroffen wurden, kann (und sollte) man als Leser*in hinterfragen. Die Geschichte steckt voller emotionaler Wendungen und ich bin mir nicht sicher, wie ich in bestimmten Situationen gehandelt hätte. Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance? 

Die Handlung und der Schreibstil stehen im Einklang. Musikalische Metaphern unterstreichen die Geschichte. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die gemütliche und geheimnisvolle Atmosphäre des Buches mit Worten einzufangen. 

Fazit: Es sind die leisen Töne, die nachdenklich machen. So wird das Buch noch lange nachklingen.