Rezension

Der Thriller ist alles - nur nicht gewöhnlich

Wild Card -

Wild Card
von Tade Thompson

Bewertet mit 5 Sternen

Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf dem Rückweg, denn die Tante ist gestorben. Bei der Beerdigung trifft Weston auf einen alten Bekannten und trägt ein wenig dick auf, was sein Leben in England betrifft – mit fatalen Folgen.

Auf das Buch muss man sich einlassen können. Es ist so anders, als „gewöhnliche“ Thriller und genau das machte für mich den Reiz aus. Es herrscht Bürgerkrieg, Rebellengruppen terrorisieren die Bevölkerung und sich gegenseitig, die Geheimpolizei geht auch nicht gerade mit Samthandschuhen an ihre Aktionen. Das Setting ist fernab des Gewöhnlichen. Es werden Rituale, die man nicht kennt und die fremd erscheinen immer und immer wieder eingebunden, das Essen ist anders, das Klima und vor allem der Umgang mit Menschen. Mitten im Bürgerkrieg ist es mit der Menschlichkeit nicht weit her. Das bekommt auch Weston immer wieder zu spüren, als er bei den Ermittlungen zum Tod eines Konsenspolitikers zwischen die Fronten gerät. Ein zermürbendes Ermitteln steht an. Weston muss bestechen, tricksen, taktieren – nicht immer gelingt das. Dann verschwindet auch noch seine Freundin, die Ermittlungen stocken und Weston muss immer wieder mal abtauchen und/oder seine Wunden lecken. Es geht oft extrem brutal zu, vieles schockiert und entsetzt. Der Schreibstil ist unverblümt offen – ich erinnere hier an den „Kadaver an den Baum drücken- Vergleich“ und brutal, dennoch kommt es nie so effektheischend rüber, sondern einfach als eine Beschreibung mitten aus der Hölle, in der Mord und Totschlag, Korruption und Gewalt einfach allgegenwärtig sind. Das Tempo ist hoch, die Wendungen sind manchmal nicht nur überraschend, sondern einfach extrem, aber es fügt sich alles zu einem runden Bild.

Mir hat auch der Protagonist ausgesprochen gut gefallen. Er ist nicht der Superman, er macht Fehler, ist alles andere als perfekt, hat das Herz aber dennoch irgendwie am rechten Fleck. Weston, ein Spielball der Rebellen versucht sein möglichstes und arbeitet sich nach und nach aus dem Sumpf, in dem er steckte und allein das ist schon heldenhaft.

Wer einmal einen Thriller lesen will, der alles andere als gewöhnlich ist, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Selbst Leser, die sonst Thriller mit politischen Verwicklungen nicht mögen, werden hier – Offenheit für Anderes vorausgesetzt – gut unterhalten, aber Achtung: Es ist so gar nichts für Zartbesaitete…