Rezension

Der neue große Roman nach dem Erfolg von "Der Apfelbaum".

Ada
von Christian Berkel

Bewertet mit 5 Sternen

Die dramatische Liebes- und Familiengeschichte von Ada: Mit ihrer jüdischen Mutter aus Nachkriegsdeutschland nach Argentinien geflohen, vaterlos aufgewachsen in einem katholischen Land, kehrt sie 1955 mit ihrer Mutter Sala nach Berlin zurück. In eine ihr fremde Heimat, deren Sprache sie nicht spricht. Dort trifft sie auf den lange ersehnten Vater Otto, doch das Familienglück bleibt aus. In einer noch immer sehr autoritär geprägten Gesellschaft wächst Adas Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit. Die Studentenbewegungen der sechziger Jahre werden ihre Rettung. In Paris lernt sie bei ihrer Tante Lola die Mode- und Kunstwelt kennen. Am Ende steht Woodstock, das für Ada ein dreitägiges mystisches Erlebnis wird, das sie verändert. ...wenn der Leser Ada begegnet, ist die Bundes republik noch jung. Die dunkle Vergangenheit für sie ein verschlossenes Buch, aus dem die Erwachsenen das entscheidene Kapital gerissen haben. Mitten im Wirtschaftswunder sucht sie nach Teilen, die sich zu einer Identität zusammensetzen lassen und stößt auf eine verwirrende Leere aus Schweigen und Vergessen. Ada will keine Wunder, sie wünscht eine Familie, sie will endlich ihren Vater, aber dann........kommt alles anders. Wirtschaftswunder, Mauerbau, die 68er-Bewegung – und eine vielschichtige junge Frau, die aus dem Schweigen der Elterngeneration heraustritt. Vor eben diesem Hintergrund großer historischer Ereignisse erzählt der Autor auch von der Schuld und der Liebe, von der Sprachlosigkeit und der Sehnsucht, vom Suchen und Ankommen – und beweist sich einmal mehr als großer Erzähler. Dieser Roman ist keine leichte Kost, es ist ein grandioser Roman, der virtuos Realität und Fiktion vermischt! Er erzählt Adas Weg, ihre Reise zu sich selbst, von Buenos Aires über Berlin, Paris bis nach Woodstock, in einer vaterlosen Zeit. Er ist eine vielleicht versteckte Biografie, denn Ada erlebt ihre Jugend ungefähr in der Zeit die in die Kindheit des Autors fiel. Ein ungewöhnlich erzählter Roman über eine deutsche Familie, die Glück in einer schwierigen Zeit hatte. So kann es gewesen sein. Nach diesem Roman wird man den Schauspieler mit anderen Augen sehen. Die Wahl seiner Worte ist teils ungewöhnlich, aber wunderbar. Ausgezeichnet und beeindruckend: Das Schicksal von Ada und ihrer Familie. Ein Buch bei dem man mitfühlt, mithofft und das zu Herzen geht, sowohl inhaltlich wie auch sprachlich. Spannende Charaktere in unsteten Zeiten. Eine wahre Familiengeschichte, die tief geht! Wer ein Buch sucht, dass stilistisch aus der Masse heraussticht, findet mit diesem Roman genau das richtige. Ein wunderschönes Buch, selbst wenn mich sein etwas abruptes Ende beinahe hilflos – wie 'den Atem anhaltend' – zurückließ... Aber so fühlt sich echtes Leben erst einmal an, überraschend und kernig! Ein grosser Lesegenuß auf hohem Niveau!!