Rezension

Bietet genau was es verspricht: Paranormal Romance

Die Macht des Lichts
von Astrid Freese

Bewertet mit 4.5 Sternen

Auf der Isla del Coco, einem Naturschutzgebiet Costa Ricas, wird durch ein Erdbeben eine Höhle freigelegt, die sowohl das Skelett eines Sauriers als auch das eines Menschen Jahrtausende vor neugierigen Blicken beschützt hat. Da das Alter der menschlichen Knochen jedoch die bisherigen Erkenntnisse über die erste Besiedlung Amerikas durch den homo sapiens auf den Kopf stellen könnte, wird die Anthropologin Dr. Kiera Andress auf die Insel geschickt, um die Ausgrabung zu leiten.
Kiera’s Beweggründe haben vor allem mit ihrem verstorbenen Bruder zu tun, der ebenfalls Anthropologe war und genau diese Theorie hatte, dass nicht, wie bisher angenommen, erst seit 15.000 Jahren in Amerika gesiedelt wurden, sondern schon 2500 Jahre länger. Eben diese Ansicht hat ihm jedoch in der Fachwelt nur Spott eingebracht. Seit er vor drei Jahren auf tragische Weise verstarb quälen Kiera starke Gewissensbisse, dass sie ihm nicht helfen konnte, und nun fühlt sie sich wie die Einzige, die seinen Namen wieder reinwaschen kann.

Direkt im Prolog wird der Leser Zeuge eines Streites zwischen zwei Brüdern tausende von Jahren vor unserer Zeit, der für Keenan, einen der beiden, tödlich endet.
Direkt nach dem Prolog 17.500 Jahre früher landet der Leser dann mit jeder Menge Fragen in der Gegenwart und lernt dort Kiera kennen. Sie arbeitet in einem Museum, ist aber wegen des Skelett-Fundes im Begriff nach Costa Rica aufzubrechen.  Über die Reise ist sie zwiegespalten, da sie noch immer traumatisiert von den Ereignissen vor drei Jahren ist, bei denen ihr Boot unter mysteriösen Gründen kenterte, Peter ermordet und sie an einem Strand angespült wurde. Sie ist eine stille, aber gewissenhafte Person, die alles doppelt und dreifach überprüft, ihr Leben verbringt sie ohne viele soziale Kontakte. Da sie nach Peter’s Tod sogar einige Zeit unter Mordverdacht stand verwehrt sie sich seitdem jede Art von persönlicher Bindung zu anderen Menschen; einfach um Enttäuschungen vorzubeugen.
Parallel dazu tritt auch Colin auf die Bildfläche, der aus einer sehr alten Familie stammt, die seit Generationen ein Geheimnis hütet. Er steht kurz davor seine Doktorurkunde in Kunstgeschichte zu bekommen, wird von seinem Vater jedoch ebenfalls auf die Isla del Coco beordert, da Keenan’s Knochen gefunden wurden und "die Nachfahren" nun befürchten müssen, dass das Ausgrabungsteam auch den Hüter entdeckt. Colin ist ein sehr verschlossener Charakter, bei dem der Leser erst nach und nach die Hintergründe versteht - ebenso wie die wahre Bedeutung der Dinge, die Colin mit aller Macht zu schützen versucht.
Als die beiden aufeinandertreffen regen sich in der neugierigen Kiera längst vergessene Gefühle und sie wagt sich Stück für Stück aus ihrer schützenden Deckung. Als Leser gewinnt man sowohl einen tiefen Einblick in ihr Gefühlwirrwarr als auch Colin’s Kampf mit seinem launischen Wesen. Im einen Moment flirtet er mit Kiera, um ihr im anderen Augenblick patzig zu begegnen oder aus dem Weg zu gehen. Dies alles begründet sich auf eine Angst, dass er Kiera um keinen Preis verletzten will, sie aber auch mit jeder Faser seines Körpers begehrt.

Der Leser selber ist im ersten Viertel des Buches erstmal damit beschäftigt jede Menge verschiedene Persönlichkeiten und deren Hintergründe kennenzulernen und stellt sich tausend Fragen, doch dann nimmt das Buch wirklich an Fahrt auf. Die Luft zwischen Kiera und Colin knistert permanent und als Leser fiebert man immer wieder auf’s Neue, wann die beiden sich denn endlich näher kommen. Auch das Geheimnis rund um das Skelett und die unterschiedlichen Sichten, aus denen erzählt wird, machen es fast unmöglich das Buch zur Seite zu legen. Die Autorin versteht es gekonnt sowohl die erotische Stimmung zwischen Kiera und Colin als auch Colin’s inneren Zwist bildlich zu beschreiben und die Geschichte trotz der vielen Fragen keinen Moment zu undurchsichtig zu gestalten. Viel mehr macht ihr Schreibstil stets Lust auf das nächste Kapitel.

Fazit: Insgesamt ein absolut gelungenes Buch, das alle Erzählstränge am Ende gut miteinander verbindet und deswegen auf jeden Fall weiterempfohlen werden kann!