Rezension

berührender historischer Roman, den ich gern empfehle

Beelitz Heilstätten -

Beelitz Heilstätten
von Lea Kampe

Bewertet mit 5 Sternen

Antonia Marquardt wird wegen ihres permanenten Hustens mit Tuberkulose-Diagnose in die Beelitzer Heilstätten eingeliefert. Hier soll sie unter Beobachtung professioneller Ärzte und Pflegerinnen, viel frischer Luft, ganz viel Ruhe und nahrhaftem Essen davon genesen. Dr. Henrik Westphal, der Assistenzarzt, scheint sich zu der jungen Patientin hingezogen zu fühlen, wahrt jedoch professionelle Distanz. Einfühlsam beschreibt die Autorin, wie Antonia der Langeweile in der Heilstätte versucht zu entfliehen, Ablenkung zu finden. Immer darauf bedacht, nicht gegen die strengen Regeln zu verstoßen.
Die Fürsorge von Professor Saalfeld, dem ärztlichen Direktor, und Dr. Westphal für die ihnen anvertrauten Patienten spürt man beim Lesen. Doch leider gibt es auch anderes Personal in der Heilstätte. Personal, dass den Ideologien der Nazis erliegen, ihren eigenen Vorteil suchen und ihren Hippokratischen Eid vergessen. Nach den neuen in Berlin beschlossenen Gesetzen zählen auch die Tuberkulosekranken zum unwerten Leben. Mir hat es sehr gut fallen, wie die Autorin hier geschichtlich Belegtes in diesen Roman zu den Beelitzer Heilstätten hat einfließen lassen. Es beweist, wie intensiv sie sich mit den Hintergründen auseinandergesetzt hat.
Dass fast am Ende wird noch geschildert, was die Hauptfiguren nach Ende des Krieges in dem völlig zerstörten Deutschland mit ihrem Leben anfangen. Das hat mir gefallen, hat es die Geschichte wunderbar abgerundet.  Für mich ist dieses Buch gleichzeitig Zeitzeuge wie einfühlsamer Roman, den ich gerne weiterempfehle. 5 Lese-Sterne sind da mehr als verdient.