Rezension

Zwei starke Frauen - und eine späte Annäherung

Der Wind der Erinnerung - Kimberley Wilkins

Der Wind der Erinnerung
von Kimberley Wilkins

Eine Familiengeschichte, die LeserInnen dieses Genres begeistern wird. Der Ort, an dem der Roman spielt, ist ein weiter Pluspunkt für Spannung und den Abenteuer-Aspekt des Romans.
Beginnend in der heutigen Zeit und der Geschichte von Emma reisen wir nach Tasmanien in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts und lernen dort Beattie kennen. 

Emma ist eine berühmte Primaballerina und auf den Stufen des Erfolgs schon ganz weit oben angekommen. Ein Sturz beendet jäh ihre Karriere, doch ein Leben ohne Tanzen ist für Emma kaum vorstellbar. Die Folgen dieses Unfalls will sie deshalb lange Zeit nicht akzeptieren und kehrt nur widerwillig nach Australien zurück. Dort liegen ihre Wurzeln und dort erhofft sie sich einen Neuanfang.
Von ihrer Großmutter Beattie, der Emma sehr zugetan war, hat sie eine Farm in Tasmanien geerbt und dorthin zieht sie sich zurück, nicht zuletzt auch um einer Auflage im Testament der Großmutter zu folgen.
Um das Anwesen später verkaufen zu können, beginnt Emma den Nachlass der Großmutter zu sichten, dabei stößt sie auf ein geheimnisvolles Foto, dass die Großmutter mit einem in der Familie völlig unbekannten Mann zeigt. Auf jeden Fall ist das nicht Emmas Großvater, doch scheint Beattie mit dem Fremden mehr als vertraut gewesen zu sein. Zwischen den beiden ist ein rothaariges Mädchen auf dem Foto abgebildet.
Zunächst zögerlich beginnt Emma Nachforschungen anzustellen und immer stärker wird das Gefühl in ihr, dass sie ihre Großmutter nicht wirklich gekannt hat. Zumindest nicht deren ganzes Leben, das offensichtlich eine Menge Geheimnisse birgt, die Emma jetzt nach und nach entdeckt. 
Beattie war in ganz jungen Jahren mit einem Mann, von dem sie ein Kind erwartete, nach Australien gekommen. Der Vater ihres Kindes, ein verheirateter Mann, ist mir ihr gemeinsam ausgewandert, angeblich um dort mit ihr ein neues Leben zu beginnen und sich von seiner Ehefrau scheiden zu lassen. Aber - Henry ist ein Trinker und ein Spieler, den schon bald seine Schulden erdrücken. Von den Versprechungen, die er Emma gemacht hat, ist  schon bald nicht mehr viel übrig und sie muss ihre Tochter allein durchbringen.

Auf zwei Zeitebenen, die die Autorin geschickt miteinander verknüpft hat, lernen wir zwei starke und eigenständige Frauen kennen, die sich jede auf ihre Art und Weise „zurück ins Leben“ kämpfen. Das Geheimnis der Großmutter bleibt für uns als Leser nicht lange ein Geheimnis, was aber die Leselust nicht im Geringsten mindert. Gespannt verfolgt man Kapitel für Kapitel, wie es Beattie gelingt, sich in einer ihr nicht freundlich gesonnenen Umgebung zu arrangieren und letztlich das Beste für ihre Tochter zu erreichen.

Ein sehr spannender Familienroman mit zwei sehr überzeugenden Heldinnen, der Vergangenheit und Gegenwart einander näher bringt. Zum Lesen unbedingt zu empfehlen.