Rezension

Witzig

Nachtaktiv - Sophie Senoner

Nachtaktiv
von Sophie Senoner

Bewertet mit 4 Sternen

Heloise und ihre beiden Freundinnen machen zusammen das Berliner Nachtleben unsicher. Die drei sind Single und suchen zwischen One-Night-Stands, Drogen und zig Partys die große Liebe. Das Jahr fängt für alle nicht gerade viel versprechend an, doch entwickelt es sich für Mia und Luise nach und nach immer positiver. Nur Heli hat das Gefühl auf der Strecke zu bleiben und in Sachen Liebe etwas Wichtiges verpasst zu haben. Denn die Männer, an die sie im Laufe des Jahres gerät, haben eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Toiletten: Entweder sie sind besetzt – oder scheiße. Wenigstens ist der Liebeskummer um den Ex-Freund komplett vorbei und etwas Schlimmeres als ein komplett ruinierter Urlaub kann das Jahr auch nicht mehr bieten, oder etwa doch?

Ich muss ehrlich gestehen, dass mich Nachtaktiv wirklich überrascht hat. Insgeheim hatte ich ein bisschen Angst gehabt, dass ich mich irgendwann in einer unglaublich schmalzigen Liebesgeschichte wieder finden werde. Und diese schmalzige Liebesgeschichte wäre zu allem Überfluss auch noch in dem Neudeutsch verfasst, mit dem man mittlerweile tagtäglich genervt wird. Aber nein. „Nachtaktiv“ ist weder schmalziger Schund noch ein sprachliches Grauen. Es ist witzig und hat mich unglaublich gut unterhalten.
Das Einzige, was ich etwas gewöhnungsbedürftig fand, war der Schreibstil. In Tagebucheinträgen erfährt man in jugendlicher Umgangssprache von Heloises (Liebes)Leben. Teilweise sind die Sätze also ziemlich schräg, mit (absichtlich) fehlenden Artikeln (wie das mittlerweile ja scheinbar Mode ist) und eingebauten Englisch. Sophie Senoner hat es trotzdem so clever verpackt, dass es einfach nicht nervig wird, sondern am Ende fast schon etwas Künstlerisches hat. Alles ist sehr realitätsnah und läuft unter dem Motto „Wie das Leben nun mal so spielt…“
Heloise wird also nicht als Dummchen präsentiert, dass sich einfach wahllos durch die Gegend schläft. Sie ist eine intelligente, junge Frau, die trotz zahlreicher Tiefschläge versucht, in Berlin endlich ihre große Liebe zu finden. Das klappt allerdings nicht ohne ziemlich viel Selbstironie und dem ein oder anderen Schimpfwort. Mir war sie von Anfang an sympathisch und wurde mit jeder Seite noch sympathischer. Auch wenn ich sie manchmal einfach greifen, schütteln und anschreien wollte.
Auch ihre beiden besten Freundinnen, Mia und Luise, muss man einfach gern haben. Zusammen mit Heli können die drei Mädels nämlich nicht unterschiedlicher sein. Dennoch passen sie gut zusammen und ergänzen sich mit ihren Macken und Eigenarten einfach großartig.
Bei den Männern habe ich zwischendurch etwas den Überblick verloren. War aber nicht schlimm. Es sind glücklicherweise meist kleine Anspielungen versteckt, die einem dabei helfen, wieder eine Verbindung zu den Herren zu kriegen.
Fand das Buch jedenfalls klasse.