Rezension

Wie ticken die Täter?

Aus reiner Mordlust - Stephan Harbort

Aus reiner Mordlust
von Stephan Harbort

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt Morde und es gibt Morde. Keiner gleicht dem anderen. Raubmorde, Morde im Affekt, Mord aus Eifersucht, aus Liebe, aus Hass und noch viele weitere könnte man aufzählen.
All diese Morde haben gemeinsam, dass sie ein Motiv haben, einen Grund, warum jemand ermordet wurde.

In diesem Buch vom Experten für Serienmorde Stephan Harbort geht es um Morde, die um ihrer selbst willen verübt werden.
Man kann es als Normalbürger nicht nachvollziehen, dass jemand Menschen umbringt, um zu sehen, ob es geht und wie man sich dabei fühlt. Einfach nur ums Töten selbst geht es, den Kick erleben, jemanden umgebracht zu haben.

Anhand von 8 Fallbeispielen lässt der Autor den Leser an furchtbaren Morden teilhaben. Aus einer Gruppe von Jugendlichen, die gemeinsam zusammen abhängen, wird einer ermordet. Die Täter haben sich den Schwulen ausgesucht, weil man auf ihn am ehesten verzichten konnte.
Als Leser ist man dabei, wenn man Ausschnitte aus den Vernehmungsprotokollen liest. Die Täter in dem Fall sind völlig emotionslos und fühlen kein Unrecht. Ja, sie hätten eine Tat begangen, aber dass es Unrecht ist, können sie nicht nachvollziehen. Sie wollten nur den Kick verspüren, vor anderen prahlen, was für tolle Männer sie doch sind.

Ein anderer überfällt eine Frau, schlägt sie ins Gesicht, um sie gefügig zu machen, vergewaltigt sie und ertränkt sie anschließend. Selbst die Leiche der Frau wird noch geschändet. Auch hier keine Reue, kein Mitleid dem Opfer gegenüber, grenzenlose Gewalt und letztendlich ein Mord.

Ein angeführtes Beispiel ist so schlimm und grausam wie das nächste. Unfassbar liest man die Morde und kann fast nicht glauben, was man liest. Was geht in einem Menschen vor sich, der zu so etwas fähig ist? Was ist an ihm anders als an einem normalen Menschen, der diesen Drang zum Morden nicht verspürt.

Der Autor versucht auch, die Hintergründe, das Umfeld der Täter zu beleuchten. Wie wurde dieser Mensch zu einem Täter?
Das Elternhaus, das soziale Umfeld, Schule, Beruf und viele andere Dinge spielen eine entscheidene Rolle, auch kann es krankhaft bedingt sein.
Es wird aber auch klargestellt, dass andere Menschen, die eine ebenso schwere Kindheit oder ein schweres Leben hatten, nicht zum Täter werden. Was also sind die Gründe für solche schweren Vergehen.
In den Fallbeispielen wird das alles mit aufgezählt und hinterfragt, was aber die letzte Schwelle überwinden lässt, kann wohl niemand sagen. Sicher spielen auch da einige Faktoren eine Rolle, die Psyche ebenso wie die Entwicklung des Menschen.

In seinem Nachwort beschreibt der Autor, dass es tatsächlich Anzeichen gibt, die typisch sind für mordlüsterne Täter und er zählt viele davon auf.
Im Anhang findet man Tabellen von Auswertungen über Täter zu vorliegenden Fällen. Dort sind beispielsweise prozentual aufgelistet, wie die schulischen Leistungen waren, der Familienstand der Täter, Beruf, Intelligenz und Nationalität sind ebenso berücksichtigt wie Drogen- und Alkoholkonsum. 

Man hält ein Buch in den Händen, in dem von grausamen Morden die Rede ist, deren Aufklärung und Hintergründe.
Der Autor vermag es, den Leser zu fesseln, selbst wenn man sprach- und fassungslos die einzelnen Fälle liest.
Für Leser, die gern mal in die tiefen Abgründe gucken wollen, möchte ich dieses Buch zum Lesen empfehlen.