Rezension

Wer bin ich und wie will ich leben?

Gewässer im Ziplock -

Gewässer im Ziplock
von Dana Vowinckel

Bewertet mit 4 Sternen

Die 15-jährige Margarita lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater Avi in Berlin, die Mutter hat sie verlassen, als Margarita noch ganz klein war. Avi ist strenggläubiger Jude und Kantor in einer jüdischen Gemeinde. Wie jedes Jahr verbringt Margarita den Sommer bei ihren Großeltern mütterlicherseits in Chicago. Früher hat ihr das gefallen, heute langweilt sie sich. Als ihre Großmutter den Vorschlag macht, Margarita könnte ihre Mutter Marsha in Jerusalem besuchen, wo diese einen Lehrauftrag angenommen hat, weigert sich Margarita zunächst. Schließlich hat sie ihre Mutter seit 13 Jahren nicht mehr gesehen und auch sonst keinen Kontakt zu ihr gehabt.

Trotz großer Bedenken fliegt sie. Nach anfänglichen Problemen und Missverständnissen, bei denen Marsha gleich ihre Unzuverlässigkeit beweist, reisen die beiden durch Israel, mal keimt so etwas wie Zuneigung auf, dann streiten sie sich wieder, dass die Fetzen fliegen. Das Ganze kulminiert darin, dass Margarita abhaut und damit Mutter, Vater und Großeltern in Panik versetzt und Avi ebenfalls nach Israel fliegt.

Ich wollte dieses Buch gern lesen, um etwas über den jüdischen Glauben zu erfahren. In der Tat nimmt die Beschreibung der vielfältigen Rituale einen großen Platz in diesem Roman ein. Das lückenhafte Glossar hebräischer Begriffe war zum Verständnis nur bedingt hilfreich. Die Vielzahl an nicht erklärten und oft auch aus dem Zusammenhang nicht hervorgehenden Begriffe ist meine größte Kritik an diesem Roman.

Den Deutschenhass, dem Margarita in Israel ausgesetzt ist, fand ich schlimm. Was kann eine Fünfzehnjährige für den Holocaust? Auch Avi, der sich bewusst für ein Leben in Deutschland entschieden hat, steht Deutschland sehr kritisch gegenüber.  Deutsch bezeichnet er als Nazi-Sprache, seine Überlegung, ob es in Auschwitz wohl Handcreme gebe „mit Tote-Juden-Asche“, die wahrscheinlich sarkastisch sein sollte, finde ich in höchstem Maße geschmacklos.

Wir erleben Margarita als verunsicherten Teenager, der seinen Platz in der Welt sucht und einfach nur gesehen werden möchte. Die sich ständig streitenden Eltern machen es ihr nicht leicht. Am Schluss muss sie eine große Entscheidung treffen, jedoch ist nicht ganz klar, wie sie sich auf Dauer entscheidet. Ein durchaus empfehlenswertes, aber nicht einfach zu lesendes Buch über die Sorgen und Nöte eines Teenagers in der Findungsphase, eine schwierige Familienkonstellation und jüdisches Leben in Deutschland, den USA und Israel.