Einfach toll!
Bewertet mit 5 Sternen
„Gewässer im Ziplock“ von Dana Vowinckel ist eine besondere Lektüre. Es fängt bereits bei der Sprache an, diese ist sehr bedacht und poetisch gehalten. Weiter geht es mit dem Handlungsort, der immer wieder zwischen Chicago, Berlin und Jerusalem wechselt. Und nicht zuletzt das Thema, durch welches die Autorin einen sehr tiefen Einblick in das jüdische Leben in Deutschland gewährt.
Die 15-jährige Margarita führt uns durch die Handlung, erzählt ihre Geschichte. Schon sehr früh begegnet ihr Antisemitismus, denn Margarita lebt mir ihrer jüdischen Familie in Berlin. Ihr Vater arbeitet als Kantor in der örtlichen Synagoge. Die Mutter verlies die Tochter, doch jetzt sollen sich die beiden Frauen auf eine gemeinsame Reise durch Jerusalem begeben. Margarita ist nicht sehr angetan von dieser Reise. Sie kennt ihre Mutter kaum. Und dann kommt erst einmal alles ganz anders als geplant, die Mutter merkt sich das falsche Ankunftsdatum, verpasst ihre Tochter am Flughafen.
Neben den Erzählstrang von Margarita reiht sich die Perspektive ihres Vaters, der als junger Mann nach Deutschland kam. Ein sehr gläubiger und bedachter Mann, der für seine Tochter da sein und möchte. Die Perspektive des Vaters bringt einen neuen Blickwinkel ein. Von Margarita erfahren wir viel über die Zweifel und Zwiespälte des Erwachsenwerdens und ihr Vater ist der Fels in der Brandung, der alles versucht zusammen zu halten auch wenn er weiß, dass seine Tochter losziehen wird und schon lange nicht mehr das Kind ist, das er alleine groß gezogen hat.
Ein spannungsgeladener und sehr emphatisch erzählter Coming-of-Age Roman, der eine komplizierte Mutter-Tochter Beziehung als auch die Frage nach Identität in den Fokus setzt. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und sehe sehr großes Highlightpotenzial. Gerade Coming- of-Age Erzählungen aus weiblicher Sicht gibt es viel zu selten und diese verstrickte Geschichte ist noch einmal eine ganze andere magische Beobachtung.