Rezension

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Wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen

Kopfgefühl und Bauchzerbrechen - Colette Victor

Kopfgefühl und Bauchzerbrechen
von Colette Victor

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buchcover hat mir gut gefallen. Es zeigt ansatzweise ein Mädchen und wird von dem Titel dominiert, der in schönen Farben gehalten ist. Der Titel "Kopfgefühl und Bauchzerbrechen" hat mir auch gefallen. Er ist einfallsreich und nimmt Bezug auf zwei andere Sprichwörter. Geschrieben wurde das Buch von Colette Victor und Übersetzt von Ilse Rothfuss.
Inhaltlich geht es um das Mädchen Zeyneb. Sie lebt in England und möchte sich dort genauso verhalten, wie ihre Klassenkameradinnen. Das bedeutet, sie möchte mit ihnen ausgehen, Jungs treffen und mit ihnen zusammen herumhängen und Spaß haben. Das ist jedoch nicht so einfach, denn Zeyneb ist Muslimin und hat strenge Eltern zuhause. Diese möchten aufgrund ihres Glaubens beispielsweise nicht, dass sie sich mit Jungen trifft, geschweige denn alleine mit ihnen ist. Sie versucht also den schmalen Grad zwischen der Meinung ihrer Klassenkameraden und Eltern zu meistern, ohne Jemanden vor den Kopf zu stoßen. Auch wenn das nicht immer einfach ist.
Das Buch ist gut geschrieben. Man kann dem Geschriebenen gut folgen und versteht die einzelnen Ansichten sowohl von Zeyneb, ihren Eltern, als auch von ihren Klassenkameraden, auch wenn ich nicht zu ihrer Kultur gehöre. Ich habe durch dieses Buch auch meine türkische Freundin besser verstanden. Mir ging praktisch ein Licht auf, warum sie sich damals verhalten hat, wie sie sich eben verhalten hat (Leider ist sie mittlerweile weggezogen und wir haben den Kontakt verloren, sonst hätten wir darüber reden können).
Ein Manko gibt es jedoch: Die Geschichte ist an einigen Stellen nicht konsistent. Ich meine damit, dass die Handlung an einigen Stellen nicht mit dem zuvor geschriebenen zusammenpasst: Beispielsweise fährt Zeynab mit ihrem Fahrrad zu ihrer Freundin. Ihr Vater holt sie mit dem Auto ab, lädt das Fahrrad aber NICHT ein. Trotzdem fährt Zeynab am nächsten Morgen von Zuhause aus mit dem Fahrrad in die Schule. Oder sie stellt ihre Schuhe vor dem Eingang ab. Als sie später aus dem Fester klettert, um sich wegzuschleichen hat sie ihre Schuhe dann schon an, als hätte sie die Schuhe in ihrem Zimmer gehabt... Das sind jetzt keine Weltbewegenden Fehler und man kann leicht darüber hinwegsehen, aber ich finde es schade. Das Buch ist nämlich wirklich gut geschfrieben und greift auch ein spannendes Thema auf. Wären diese Fehler nicht, hätte es fünf Sterne verdient.