Rezension

Wenn unheimliche Wesen und Gemäuer deinen schwachen Punkt genau zu kennen scheinen ...

Schaurige Nächte -

Schaurige Nächte
von Bridget Collins

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Schaurige Nächte“ enthält 8 Schauergeschichten junger, aber bekannter Autor:innen von jeweils rund 30 Seiten.

In Bridget Collins „Eine Studie in Schwarzweiss“ entdeckt Morton aus dem Augenwinkel ein uraltes Fachwerkhaus in einem geometrisch angelegten Garten samt in Form geschnittenen Büschen. Morton mag die aufrechte Haltung des alten Gemäuers und die schachbrettartige Gartengestaltung. Als sich herausstellt, dass das Haus ab sofort zu vermieten ist, zieht der Mann mit undurchsichtiger Vergangenheit ohne Gepäck sofort ein. Er fühlt sich jedoch nicht allein im Haus und lässt sich von einem aufgebauten Schachspiel herausfordern. Morton fand es schon immer befriedigend seine Gegner im Spiel matt zu setzen …

Auch in Gowers „Thwaites Mieter“ geht es um ein unheimliches Gemäuer, in dem die Icherzählerin Lucinda mit Kind Schutz sucht vor ihrem gewalttätigen Mann. Falls Lucinda gedacht hatte, dass sie an diesem Ort Ansprüche stellen kann, so hat sie sich getäuscht. Zurzeit der Pferdekutschen hatten Frauen zu gehorchen …

Natascha Pulleys „Die Aal-Sänger“ bringt eine Begegnung im viktorianischen London mit Kita Mori, Nathaniel Steepleton und ihrer neurodiversen Adoptivtochter Six. Das ungleiche Trio stammt aus „Der Uhrmacher in der Filigree Street“. Diese Story hat mich erheitert, weil sie nicht ohne Fußnoten auskommt, damit Pulleys Leser nicht durch die Seiten irren müssen, ahnungslos, um was es überhaupt geht. Die Autorin zieht hier alle Register mit einer Reise in die Fens, wo „alles ganz anders ist“, die Menschen Selkie-Legenden erzählen und wo man im Schneegestöber der eigenen Wahrnehmung besser nicht traut.

Handwerklich wirkt das Hardcover-Buch mit Vignetten an den Kapitelanfängen, Leseband und goldfarbener Schrift auf sattem Dunkelblau des Covers sehr edel.

Fazit
Die winterlichen Storys der Sammlung vereint die Treffsicherheit, mit der unheimliche Schauplätze einerseits exakt den schwachen Punkt der Protagonisten treffen und andererseits dazu dienen, Frauen mundtot zu machen, die aus der vorgeschriebenen Rolle fallen.

Bisher kannte ich von den Autor:innen nur Jess Kidd, Kiran Millwood Hargrave und Natasha Pulley. Wer sich vom Sound dieses Trios bereits angesprochen fühlt, kann hier zugreifen.