Rezension

Wenn man auf offene Fragen steht...

Talus -

Talus
von Liza Grimm

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Autorin Liza Grimm (Jennifer Jäger) erzählt - wer hätte es bei ihrem Pseudonym ahnen können? - moderne Märchen. Auch der erste Teil von Talus - Die Hexen von Edinburgh liest sich - im klassischen Sinne - märchenhaft. Und nicht auf Disney-Art, sondern auf die Grimm'sche Art.

Die Gesichte von Talus entspinnt sich unter Edinburgh. Ja richtig, nicht 'in' Edinburgh, sondern darunter. Denn einerseits arbeitet Protagonistin Erin in den Katakomben bzw. Vaults von Edinburgh, wo sie Geistertouren führt und andererseits befindet sich die Welt der Hexen, die seit Jahrhunderten versteckt vor den normalen Menschen leben - die Unterwelt - eben dort, unter der Erde.

Erin, die sich früher immer gewünscht hatte, eine Hexe zu sein, kommt auf einmal auf sehr unerfreuliche Art und Weise in Kontakt mit Magie. Zum Glück ist ihr Kollege zur Stelle, der sich als bester Tarotleger der Unterwelt entpuppt. Er und Lu, eine Gebräuhexe in Ausbildung, die aber lieber Wasserhexe wäre, geraten zusammen mit Erin in einen Strudel aus Gefahr, denn Erin entpuppt sich als Nachfahrin der mächtigsten Hexe aller Zeiten, die der Nachwelt einen gefährlichen magischen Würfel hinterließ - Talus. Hinter dem sind alle her und somit auch bald hinter Erin. 

Zeitgleich hat Noah, 'Polizist' (Schattenleser) und Sohn aus gutem Hause aus der Oberschicht der Unterwelt es mit zunehmend mysteriösen Todesfällen zu tun: Offensichtlich tut sich was im magischen Gefüge von Edinburgh.

Liza Grimm schafft eine fesselnde mystische Atmosphäre. Die unterschiedlichen Ebenen bzw. Welten verweben sich dynamisch. Mitunter wird es richtig gruselig. Das ist es, was ich damit meine, wenn ich sage, dass die Autorin eine märchenhafte Atmosphäre nach Grimm'scher Art erschafft. Es ist faszinierend, spannend, mystisch und gruselig. Das liest sich gut. 

Nur leider führt die Lektüre zu nichts. Keine der Fragen, die sich während der Lektüre ergeben, wird beantwortet, kein Konflikt gelöst. Wenn man sich auf die Suche macht, kann man über Social Media Kanäle der Autorin die Info finden, dass ein zweiter Teil in Arbeit ist, der die offenen Fragen wohl beantworten wird, nur kommuniziert der Verlag nichts in der Richtung. Während der Lektüre geht der Leser also zwangsläufig davon aus, eine abgeschlossene Geschichte zu lesen und wird zum Ende daher bitterlich enttäuscht, richtig schön mit Cliffhanger. 

Damit reiht sich Talus in die Reihe der Reihen ein, bei denen der erste Teil nur dazu dient, Neugier auf den zweiten zu wecken. Ich wiederhole mich gerne. Ich habe nichts gegen Reihen. Harry Potter, Outlander, Pucki, Hornblower - alles wunderbare Beispiele, die zeigen, dass man aufeinander aufbauende Geschichten konstruieren kann, bei denen die einzelnen Teile sehr wohl in sich abgeschlossen sind und die trotzdem eine übergreifende Story erzählen. Die Hexen von Edinburgh ist einfach nicht fertig. So dick ist es nicht, dass die Autorin nicht einfach ihre Geschichte hätte zuende erzählen können und man dann ein einziges Buch herausbringt. So ist es einfach nur Geldmacherei und keineswegs spannende Erzählkunst. Das will ich nicht unbedingt der Autorin allein ankreiden, die Kritik richtet sich in erster Linie in Richtung Verlag. Hört auf, die jungen Leser so auszunehmen!