Rezension

ungewöhnlich außergewöhnlich

Wir wollten nichts. Wir wollten alles - Sanne Munk Jensen, Glenn Ringtved

Wir wollten nichts. Wir wollten alles
von Sanne Munk Jensen Glenn Ringtved

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung
Lässt nicht los: Liebe, die absoluter nicht sein kann. Zwei Leichen werden aus dem Limfjord gezogen: Liam und Louise. Ihre Hände sind mit Handschellen aneinandergekettet. Alle Indizien weisen auf Selbstmord hin. Louises Eltern zerbrechen fast am Tod ihrer Tochter, doch ihr Vater klammert sich daran, die Wahrheit herauszufinden. Als er Louises Tagebuch findet, eröffnet sich ihm das Leben, das seine Tochter und Liam in den vergangenen Monaten geführt haben.
Ein Roman, der unter die Haut geht: gewaltig und voller Sehnsucht mit einer Heldin voller Hingabe und einem Protagonist voller Widersprüche. In der Tradition der großen skandinavischen Autoren.
(Quelle: Oetinger)

Meine Meinung
Die 17-jährige Louise und der 19-jährige Liam lieben sich. Eines Tages werden zwei Leichen aus dem Limfjord gezogen, die noch immer mit Handschellen aneinander gekettet sind. Die beiden sind Louise und Liam. Vieles deutet auf Selbstmord hin, doch war es das wirklich?
Louises Eltern zerbrechen fast am Tod ihrer Tochter und so fasst ihr Vater den Entschluss, er will herausfinden was wirklich geschehen ist. Er findet das Tagebuch von Louise und erfährt so mehr über die letzten Monate seiner Tochter …

Der Roman „Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ stammt von den Autoren Sanne Munk Jensen & Glenn Ringtved. Er wird für eine Zielgruppe in einem Lesealter von ca. 16-17 Jahre empfohlen, was ich als sehr gut gewählt empfinde.

Die beiden Protagonisten Louise und Liam sind authentisch und lebensnah.
Louise, genannt Loui, ist 17 Jahre alt und kommt aus gutem Hause. Sie ist sehr angesehen und hübsch. In der Schule ist sie eher ruhig, zu Hause meckert sie auch schon mal rum. Zu ihrer Mutter hat Loui keinen guten Draht. Diese kann nicht verstehen, dass ihre Tochter kaum Kontakt zu anderen Menschen hat. Für Liam würde Louise alles tun, sie liebt ihn, will und kann nicht ohne ihn sein.
Liam ist 19 Jahre alt und wohnt mit seinem Vater und seinem 13-jährigen Bruder in einer kleinen Wohnung. Eigentlich kommt Liam aus Dublin, in Dänemark kommt er nicht so besonders gut klar. In die Schule geht er schon länger nicht mehr, eher versucht er mit anderen das schnelle Geld zu machen. So aber sind schon bald Schulden, Lügen und Intrigen an der Tagesordnung.

Der Schreibstil der Autoren ist besonders. Sie schildern das Geschehen gefühlvoll und flüssig, man wird unweigerlich in den Bann der Geschichte gezogen.
Die Perspektive aus der das Ganze geschildert wird ist sehr ungewöhnlich. Es ist Louise, die alles erzählt, die Sicht einer Toten, die auf ihr Leben zurückblickt. Zwischendrin wechselt die Perspektive auch zu Louises Eltern und Liams Vater, zeigt auf wie sie mit der Trauer umgehen und versuchen zu verstehen was passiert ist.
Die Handlung ist außergewöhnlich. Die Handlung hat mich bereits auf den ersten Seiten komplett in ihren Bann gezogen. Die Autoren schildern alles schonungslos ehrlich, offen aber einfühlsam. Es ist Louises Leben, an dem man als Leser teilhat. Immer wieder gibt es Rückblenden, die alles abrunden.
Es dreht sich aber nicht nur um Liebe, auch das Thema Drogen und wie ein Jugendlicher sich in die falsche Richtung bewegt sind Thema im Buch.

Das Ende war für mich überraschend. Es ist offen, passt hier aber sehr gut zum Gesamtgeschehen. Es regt zum Nachdenken an und berührt auch das Herz.

Fazit
Abschließend gesagt ist „Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ von Sanne Munk Jensen & Glenn Ringtved ein ungewöhnlich außergewöhnliches Buch.
Lebensnaher authentische Charaktere, ein flüssiger gefühlvoller und einnehmender Stil und eine schonungslos ehrliche Handlung haben mich hier zum Nachdenken angeregt, berührt und begeistert.
Wirklich zu empfehlen!