Rezension

Und die Vergangenheit holt dich ein ...

Das Geheimnis der Lady Audley - Mary Elizabeth Braddon

Das Geheimnis der Lady Audley
von Mary Elizabeth Braddon

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Geheimnis könnte das wohl sein, das die Lady Audley verbirgt? Dieses wunderschöne, zarte Geschöpf mit dem glockenhellen Lachen, das sämtliche Männer um ihren bezaubernden kleinen Finger wickelt und sich wohl in jeder Umgebung zu benehmen weiß? Keines, davon ist der Baron überzeugt, und obwohl er nicht mehr der Jüngste ist, hält er um die Hand dieses engelgleichen Wesens an und macht eine Frau von Stand aus ihr. Alles könnte gut sein. Er könnte mit seiner schönen Frau auf seinem Landsitz wohnen, zusammen mit seiner Tochter, und die gelegentlichen Besuche seines Neffen Robert Audley genießen. Robert, der ruhige, müßiggängerische Advokat, der in London lebt, ein Pfeifchen und ein Buch jederzeit einer Fuchsjagd vorzieht und kaum einmal einen Grund sieht, seinen phlegmatischen Lebensstil aufzugeben.

Doch dann ändert sich alles mit der Ankunft eines alten Freundes von ihm. George Talboys kehrt aus Australien zurück: die Taschen voller Geld, die er durchs Goldschürfen erwirtschaftet hat und auf der Suche nach jemandem, der ihm viel - nein, alles! - bedeutet. Und dieser George Talboys verschwindet plötzlich von einem Tag auf den anderen und Robert Audley sieht sich gezwungen, seinen gemütlichen Kamin zu verlassen und nach ihm zu suchen. Dass er dabei nicht nur einem Geheimnis (und das der Lady Audley) auf die Spur kommt, dass er dabei die Liebe kennenlernt und auch die Fähigkeit erwirbt, sich durchzusetzen und ein anvisiertes Ziel nicht mehr aus den Augen zu lassen, das ist nicht alles. Denn dazu kommt noch der geistige Wettkampf zweier intelligenter Menschen, von denen einer zu allem bereit ist und der andere so von Ehre erfüllt, dass es ihn fast sein Leben kostet.

Jetzt addiere man zu dieser interessanten Mischung einen Schreibstil, der einen sofort in das viktorianische England eintauchen lässt, wunderbar gezeichnete Charaktere, die Authenzität einer Autorin, die tatsächlich zu der Zeit gelebt hat, in der das Buch spielt und eine gelungene Übersetzung/Anpassung an heutige Lesegewohnheiten und man hält ein Kleinod in der Hand, in welchem die gelungene und wunderschöne äußerliche Aufmachung nur verspricht, was auch das Innere zu halten vermag.

Fazit: Ich habe nichts zu meckern, gebe eine klare Leseempfehlung und alle meine Punkte, die mir zur Verfügung stehen.