Rezension

Umwerfend

Von Teufeln und Heiligen -

Von Teufeln und Heiligen
von Jean-Baptiste Andrea

Bewertet mit 5 Sternen

Ich war ein wenig skeptisch, ob ich mich wohl mit einer Geschichte über Waisenkinder anfreunden kann. Aber der unglaublich tolle Erzählstil nimmt einen sofort mit.

„Der alte Rothenberg gab mir Klavierunterricht. Er war zerknittert wie Papier, das Gesicht, der Hals, die Hände. Eine Blindenschrift aus Falten, dass einem schwindlig wurde. Wann immer ich ihn sah, hätte ich ihn am liebsten gebügelt.“

So etwas ist originell, elegant, bildhaft und auch noch komisch. Das Lesen ist ein großer Spaß.

Die Geschichte selbst ist auch sehr elegant komponiert. Es geht um Joseph, der mit fünfzehn Jahren in einem Waisenhaus landet, in dem mit religiöser Selbstgerechtheit ein brutales Regiment herrscht. Das erzählt uns der alte Joseph, der inzwischen eine Art Faktotum ist, das auf den Straßen von Paris Klavier spielt und die Menschen beeindruckt. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Szenen vom Klavierunterricht, den der begnadete Herr Rothenberg seinem vielversprechenden Schüler gibt.

Ein bisschen denkt man schon, die Geschichte von Priestern, die Kinder quälen habe ich hinlänglich oft gelesen. Das Buch schafft es aber trotzdem, einen zu fesseln, später sogar zu erschüttern. Mich hat es umgeworfen.