Rezension

Tollund-Mann

Das Versprechen, dich zu finden - Anne Youngson

Das Versprechen, dich zu finden
von Anne Youngson

Bewertet mit 4 Sternen

Den Tollund-Mann wollten Tina und ihre Freundin Bella immer einmal sehen. Doch immer kam etwas dazwischen und nun ist Bella gestorben und die Chance auf die gemeinsame Reise ist dahin. Tina beginnt an das Museum zu schreiben, in dem der Tollund-Mann, eine gut erhaltene Moorleiche, bewahrt wird. Ihre Briefe landen bei dem Museumsmitarbeiter Anders, der seine Frau verloren hat. Obwohl nicht mehr ganz jung, entdecken Tina und Anders, dass ihnen ihr Briefwechsel immer wichtiger wird. Sie öffnen einander ihre Herzen manchmal mehr als sie es ihren Familienmitgliedern gegenüber wagen. Sie erzählen Anekdoten, von ihren Sorgen und Wünschen.

 

Als reiner Briefroman vielleicht in eine seltener gewählte Form gekleidet bietet der Roman eine berührende Handlung. Das freundlich, friedliche Gesicht des Tollund-Mannes, von dem Abbildungen im Internet präsentiert werden, passt sehr gut zu der Stimmung des Buches. Sieht man diesen vor langen Zeiten Verstorbenen, wirkt er so ruhig, mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel, dass man denkt, er habe sich nur mal eben schlafen gelegt. Selbstvergessen und entspannt. So eine schöne Stimmung verbreitet die Autorin auch mit ihren Worten.

 

Zwar ist im Leben von Tina und Anders nicht alles immer Gold, aber sie wirken sehr gefestigt und mit großer Ruhe im Leben stehend. Trotz dieser Ruhe passiert so einiges und immer haben sie sich etwas zu berichten, finden Themen, über die sie reflektieren können. Erstaunlich, wenn man sich nie sieht, wie nahe man sich kommen kann. Und doch scheut Tina davor zurück, endlich ihre Reise anzutreten. Schließlich ist sie verheiratet und ihre langjährige Ehe will sie auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Lieber genießt sie den Austausch mit Anders, der ihr mehr zum Seelenverwandten wird als sie je hätte glauben mögen.

 

Ein Ausdruck in Form von Briefen, schafft eine gewisse Distanz, da nichts direkt passiert, sondern halt von Geschehnissen berichtet wird. Gleichzeitig bietet er auch eine große Nähe, wenn die Schreiber aus ihrem unverstellten Herzen berichten. Bei dem vorliegenden Band ist aus dieser Mischung aus Distanz und Nähe ein anheimelnder, sehr lesenswerter Roman gelungen.