Rezension

toller Schreibstil, gute Charaktere, aber kein erkennbarer Verlauf und zu wenig Emotionen

Der Anfang von Danach - Jennifer Castle

Der Anfang von Danach
von Jennifer Castle

Mit eigenen Worten
Laurel telefoniert gerade mit ihrer besten Freundin Meg, als es an der Tür klopft. Dort steht ein Polizist und als Laurel ihm die Tür öffnet werden ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Von da an ist nichts mehr wie es einmal war. Dieser Moment war der Anfang von Danach.

Wirkung
Ich liebe die Gestaltung von dem Buch. Ich liebe es unheimlich. Der Titel hat mich sofort angesprochen, denn auch wenn man noch nichts über das Buch weiß kann man sich irgendwie doch denken worum es vielleicht gehen könnte. Das Cover finde ich auch ganz toll, weil es so schlicht gehalten ist. Es sieht ein bisschen aus wie in Nebel gehüllt und dieses junge Mädchen auf dem Cover kann ich mir gut als Laurel vorstellen. Gefällt mir wirklich äußerst gut.

Positives
Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Ich habe mich angesprochen gefühlt von dem was dort geschrieben stand und war sofort mitten in der Geschichte. Das kam auch durch den sehr angenehmen Schreibstil, weil ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte wirklich von einem jungen Mädchen geschrieben wurde. Dadurch hat alles sehr echt gewirkt und mir einen guten Lesefluss ermöglicht. Charaktere gab es insgesamt recht viele, aber drei waren mir besonders nah: Laurel, David und Nana. Laurel war Ich-Erzähler und mir somit am nächsten, man konnte ihre Gefühle lesen und nachempfinden. Bei Nana und David konnte man sich nur auf Laurels Interpretation ihrer Gefühle verlassen und trotzdem waren sie mir sehr sympathisch, ich konnte mich gut in die Beiden hineinversetzen. Alle drei haben unter dem Verlust zu leiden, den sie durch den Autounfall erfahren mussten und es war wirklich interessant zu lesen, wie unterschiedlich alle drei darauf reagieren. Der Verlauf hat nur bedingt Elemente aufgewiesen, die mich überzeugen konnten. Sequenzen in denen Laurel sich vorgestellt hat, wie ihre Eltern und ihr Bruder auf eine Situation oder Nachricht reagiert hätten zb. fand ich sehr schön. Das Ende hingegen fand ich sehr schön, weil ich finde, dass man immer versuchen sollte wieder in sein Leben zu finden.

Negatives
Wie schon erwähnt, fand ich den Verlauf leider nur bedingt gut. Insgesamt war eigentlich gar kein richtiger Verlauf zu erkennen. Ich hatte das Gefühl es ist nicht mal ein Tag vergangen und dann stand da auf einmal im Text "Es sind nun 2 Monate vergangen." oder ähnliches und ich dachte nur: "Wie jetzt?". Ich denke, dass es sich für dieses Buch angeboten hätte die Kapitel mit "2 Tage danach", "1 Monat danach" und so weiter zu beschriften. Das hätte dem Ganzen vielleicht ein wenig mehr Struktur gegeben. Ich hatte auch so nicht das Gefühl, dass wahnsinnig viel passiert ist seit "Danach" begonnen hat. Ich kann auch nicht verstehen, warum die Protagonisten so hart dargestellt wurde. Warum darf man denn nicht weinen und vor allem nicht vor anderen? Ich habe mir ein bisschen mehr Emotionen gewünscht, aber vielleicht bin ich in der Hinsicht einfach zu abgehärtet. Stellenweise fand ich es sogar ein bisschen unsympathisch, dass sie so 'stark' war, wie alle immer betont haben. Meinetwegen hätte sie ruhig mal zusammenbrechen können, das wäre doch das natürlichste gewesen.
Leider gab es für mich auch keine speziellen Besonderheiten, was das Buch, für mich, in der Masse der Bücher untergehen lässt.

Zitat
Vielleicht hatte ich mir was vorgemacht. Ich hatte geglaubt, es würde himmlisch sein in einer Welt voller Leute, die mich nicht als wandelnde Tragödie ansahen. Aber jetzt, wo ich näher hinsah, machte es mir wahnsinnige Angst. Ich würde nichts Besonderes mehr sein. Ich würde keine Ausreden mehr haben.

Bewertung
Note 3 {befriedigend}
Ich kann diesem Buch leider keine bessere Note als eine drei geben, weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Gerade bei einem solchen Buch erwarte ich einen Wasserfall an Emotionen und der wurde mir leider nicht geliefert. Außerdem konnte ich mich dem Verlauf der Geschichte nicht richtig warm werden, vor allem weil ich keinen zeitlichen Rahmen hatte, an dem ich mich hätte orientieren können. Trotzdem fand ich den Schreibstil sehr gut und leicht lesbar und ich mochte die Charaktere, auch das Ende konnte mich dann von sich überzeugen. Wer im Bezug auf solche Themen vielleicht noch nicht so abgehärtet ist wie ich, könnte das Buch vielleicht gut finde. Auf jeden Fall sollte jeder das Buch lesen, der Laurel gerne auf ihrem Weg zurück ins Leben begleiten möchte.