Rezension

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Tolle Urban-Fantasy- Geschichte mit viel Action und Romantik

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft -

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft
von Kira Licht

Bewertet mit 5 Sternen

Die 17-jährige Emilia liebt mathematische Rätsel. Als sie bei einem Museumsbesuch das berühmte Voynich-Manuskript ohne Probleme lesen kann, spürt sie, dass gerade etwas Besonderes geschieht. Das Manuskript gilt als nicht entschlüsselbar und als ein großes Geheimnis der Menschheit. Sie trifft kurz darauf auf den düsteren und geheimnisvollen Ben, der sie aus einer schwierigen Situation rettet. Emilia ist eine Silberalchemistin und verfügt über besondere Fähigkeiten, erfährt sie von Ben. Sie muss bald erkennen, dass sie ins Kreuzfeuer rivalisierender Geheimorden geraten ist, die sich ihre Begabungen zunutze machen wollen. Mit dem Goldalchemisten Ben als Beschützer an ihrer Seite gerät sie in ein Abenteuer, das ihr Leben komplett verändert.

Kira Licht präsentiert mit „Kaleidra“ eine ebenso mitreißende wie dicht gewobene, handlungsreiche Geschichte, deren Fäden die Autorin allerdings immer fest in den Händen hält. Emilia wird genauso wie der Leser unvorbereitet mit der Welt der Alchemisten konfrontiert und muss sich hier erst zurechtfinden. Die Autorin breitet den Aufbau der geheimnisvollen Logen der Silber-, Gold- und Quecksilberalchemisten Schritt für Schritt vor dem Leser aus. Dabei zeigt sich eine vielschichtige Welt voll von uralten Feindschaften und Allianzen, von magischen Artefakten und von Mitgliedern mit besonderen Fähigkeiten. Alchemisten können, je nach Ordenszugehörigkeit, bestimmte chemische Elemente nutzen und im Kampf einsetzen, was in der Geschichte des Öfteren recht spektakulär geschieht. Dass die Alchemisten wie eine Mischung aus dem hochmodernen Geheimdienst MI6 und einem mittelalterlichen Geheimorden wirken, macht die Story besonders reizvoll.

Emilia wird vom Orden der Goldalchemisten gebeten, für sie das komplette Voynich-Manuskript zu entschlüsseln, weil sie der einzige Mensch ist, der es lesen kann. Doch dabei bleibt es nicht. Das Manuskript enthält Hinweise, wo die Bausteine für das Wasser des Lebens zu finden sind. Emilia und Ben begeben sich in mehreren Zeitreisen zu verschiedene Orten der Erde, um die Bausteine zu bergen. Die einzelnen Missionen sind zwar knapp, aber äußerst spannend erzählt und erinnern in ihrem Setting zum Teil an die Indiana-Jones Filme. Die ohnehin schon spannenden Szenen bekommen noch einen besonderen Kick, weil der Orden der als hinterhältig und bösartig geschilderten Quecksilber-Alchemisten Emilia und Ben verfolgen. Natürlich lässt es sich die Autorin nicht entgehen, bei einer der Missionen ein alchemistisches Kampf-Feuerwerk zu entzünden. Eine überraschende Wendung am Ende des Buches sorgen für einen Cliffhanger, der sehr neugierig auf den zweiten Band von „Kaleidra“ macht.

Trotz aller Action lässt die Autorin noch Raum für eine romantische Liebesgeschichte. Diese Story  gewinnt ihren Reiz daraus, dass Ben fast schon unsympathisch wirkt, mit seinem schroffen, überheblichen Befehlston Emilia gegenüber. Erst im Laufe der Geschichte entdeckt Emilia, dass hinter diesem Verhalten noch deutlich mehr steckt. Lange Zeit bleibt offen, wie Ben denn nun wirklich zu Emilia steht. Der Leser rätselt, genauso wie Emilia, wie Bens kryptische Andeutungen zu verstehen sind. Der wohl schönste Moment dieser offenen, schwebenden Liebesstory ist der „Beweis“ von Ben, dass er lügen kann. Sein absolut romantisches Liebesgeständnis macht er sofort zunichte, indem er es als Lüge kennzeichnet. Dass es Mitgliedern des Silber- und des Goldordens strengstens verboten ist, als Paar zusammen zu sein, erhöht den Romantikfaktor neben Bens schwer einzuschätzendem Verhalten noch zusätzlich.

Sehr viel Wert legt die Autorin auf eine Ausarbeitung ihrer Figuren. Emilia ist mit ihrer Vorliebe für Mathematik und Naturwissenschaften, ihrem impulsiven Wesen und natürlich ihrer besonderen Fähigkeit der Entschlüsselung von Strukturen und Codes eine interessante Hauptfigur. Sie ist schlagfertig, witzig, mutig und lässt sich vom machohaften Verhalten Bens kein bisschen einschüchtern. Erst im Verlauf der Geschichte zeigen sich alle Facetten der Figur des Ben, die sich deutlich vom Bad-Boy-Grundmuster abheben. Hinter seinem verschlossenen, abweisenden Verhalten, verbirgt sich ein verantwortungsbewusster, ernsthafter und absolut zuverlässiger Mensch, ein echter Beschützer. Interessant ist bei der Figur, dass Ben sowohl Kampfmaschine als auch hochgebildeter Adliger ist. Wie sich der schroffe Ben langsam, aber stetig der fröhlichen, impulsiven Emilia gegenüber öffnet, ist differenziert und romantisch erzählt.

Fazit:

Kaleidra ist eine spannende Geschichte voller Action mit einer sehr romantischen Liebesstory. Hinzu kommt die Schilderung der wirklich interessanten, gut durchdachten Welt der Alchemisten. Diese Kombination macht das Buch zu einem tollen Fantasy-Schmöker und einer Leseempfehlung für alle Romantasy-Fans.