Rezension

Stimmungsvoller Old School Horror

Herr der Moore - Kealan Patrick Burke

Herr der Moore
von Kealan Patrick Burke

Bewertet mit 5 Sternen

1888: Eine Gruppe von Männern macht sich auf,  um im Moor nach einer vermissten Frau zu suchen. Im Nebel geschehen grauenvolle Dinge und nicht jeder von ihnen kehrt nach Hause zurück.
Jahre später, Mansfield, einer der Männer, die an der Suche beteiligt waren, liegt seit langem schwer erkrankt und nicht ansprechbar zu Bett. Seine Kinder Kate und Neil sowie einige Hausangestellte, die sich um alles kümmern, leben ebenfalls im Haus. Während sich die Menschen in Brent Prior auf das bevorstehende Halloweenfest vorbereiten, kommt ein unheimlicher Fremder in die Stadt. Niemand weiß, was es mit diesem Mann auf sich hat aber es geschehen einige unangenehme Dinge und Menschen kommen zu Tode. 

Was es mit dem unheimlichen Fremden und seinem Zusammenhang mit der Vergangenheit auf sich hat, erzählt Kealan Patrick Burke auf den folgenden knapp 300 Seiten auf auf äußerst ansprechende Art und Weise. Aber der Reihe nach.

Grundsätzlich bin ich eher ein Fan zeitgenössischer Romane. Deswegen entglitt mir auch gleich zu Beginn der Gesichtsausdruck, als ich “1888″ las. Der Sprachgebrauch wurde gekonnt an diese Epoche angepasst und ich war eigentlich wesentlich schneller drin, als ich vermutet hatte.
Burke hält sich auch zu Beginn nicht lange mit ausführlichen Charakteren auf, sondern steigt ziemlich schnell in den ausgezeichneten old school Horror ein, der mir zuvor von Michael Preissl (Voodoo Press) versprochen wurde. Noch während man sich fragt, wie noch gleich dieser oder jener Charakter heißt, befindet man sich mitten im nebelverhangenem Moor mit all seinen gruseligen Eigenschaften.

Obwohl der Roman erst später richtig an Fahrt aufnimmt, hat Burke gleich zu Anfang schon so meisterhaft für eine unheimlich gruselige Stimmung gesorgt, dass man das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. 
Tatsächlich ist “Herr der Moore” eines dieser Bücher, dessen hervorragend gelungene Stimmung ich mir niemals mit der lärmenden Geräuschkulisse einer U-Bahn oder eines Freibades vermasseln würde. Wer noch den angenehmen Schauer schätzt, der einem bei spannenden Filmen über den Rücken rieselt, sollte dieses Buch in aller Stille, bei schwacher Beleuchtung und eingekuschelt in eine Decke lesen. 

Natürlich gibt es in diesem Buch auch Tote. Man sollte aber jetzt nicht erwarten, dass man knöcheltief in Blut und Gedärm watet. Der Gruselfaktor übersteigt den Splatterfaktor um ein Vielfaches und zeigt, wie ausgesprochen gut Burke darin ist, atmosphärische Dichte und einen spannenden Plot zu schaffen. 
Hier riecht man die muffig-feuchte Luft im Moor, spürt das Wabern des Nebels und lauscht auf jedes Rascheln in der Umgebung. 
Sehr abgefahren – könnte ich mir auch als Film vorstellen.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieser Roman, der in dieser furchtbar altmodischen Epoche spielt, so vom Platz fegen würde. Es war einfach nur ein gelungenes und rundes Lesevergnügen. Schade, dass ich nicht die Zeit hatte, es komplett am Stück und in einem Rutsch zu lesen.
Das war mit Sicherheit nicht mein letzter Roman von Kealan Patrick Burke.

Fazit:
“Herr der Moore” von Kealan Patrick Burke ist sehr düsterer, stimmungsintensiver und hochspannender old school Horror, dessen Schwere sich beim Lesen im ganzen Raum ausbreitet. Wer auf altmodisch gruseligen Schauer steht, muss hier unbedingt zugreifen. Ich gebe für dieses Buch guten Gewissens eine klare Leseempfehlung.