Rezension

Stichhaltig

Der Stich der Biene -

Der Stich der Biene
von Paul Murray

Bewertet mit 4 Sternen

Manchmal braucht es das Überspitzte und Lächerliche, um die Tragik begreifbar zu machen.

Manchmal braucht es das Überspitzte und Lächerliche, um die Tragik begreifbar zu machen. Hier in diesem Buch sitzen der Witz und die Verrücktheit wie der Stachel einer Biene im Fleisch einer unglücklichen irischen Familie. Jeder der vier, Vater, Mutter, Tochter, Sohn spüren den Schmerz und wollen sich den Stachel ziehen, doch sie bekommen ihn nicht recht zu fassen und bohren ihn sich nur immer tiefer in die Haut. Es juckt und lässt sich einfach nicht ignorieren.

Die Metapher beschreibt das Buch für mich. Es ist ebenso unterhaltsam wie tragisch. Ich mochte vor allem wie klug, ehrlich und gleichzeitig vor allem liebe- und verständnisvoll der Autor diese Familie porträtiert und seziert. Auf diese Weise kann sich jeder den Stachel im eigenen Fleisch ein Stück weit ziehen ohne sich bloßgestellt zu fühlen.

Einziges Manko ist für mich die Länge. Die Metapher und die Handlung kämpft damit die über 700 Seiten zu füllen. Etwas kürzer wäre die Geschichte vielleicht noch besser gewesen.

Gut ist sie aber auch so. Vor allem wird sie mir in Erinnerung bleiben. Ebenso wie der Stich einer Biene noch eine Weile schmerzt, nachdem der Stachel herausgezogen ist, wird auch dieses Buch nach seinem Ende noch mit seinen Ideen und Botschaften eine Weile nachwirken.