Rezension

Starke Frauen in schwerer Zeit

Zeit zu verzeihen -

Zeit zu verzeihen
von Hera Lind

Bewertet mit 4 Sternen

Berührender Roman, der vor Augen hält, wieviel Leid Kriege und Kriegsfolgen über die Menschen bringen.

Im Juli vergangenen Jahres las ich, aufmerksam gemacht durch eine TV-Talkshow, in der Autorin und Protagonist interviewt worden waren, mit großer Begeisterung Hera Linds gemeinsam mit dem ehemaligen Artisten Dieter "Dieto" Kretschmar entwickeltes, auf seinen amourösem und beruflichen Erlebnissen beruhendes Buch "Mit dem Mut zur Liebe - Roman nach einer wahren Geschichte".

Frau Lind legt nun mit dem am 02. 05. 2024 unter der ISBN 978-3-426-52838-9 vom Knaur Taschenbuch Verlag veröffentlichten, 464 Seiten umfassenden Buch "Zeit zu verzeihen - Roman nach einer wahren Geschichte" nach.

Bereits die mit "Rosa - 25. Januar 1945. Wartenburg, unweit Allenstein, Ostpreußen" beginnende 20-seitige Leseprobe weckte mit Handlungsort und -zeit auf Anhieb mein Interesse.
Allerdings wirkte der Erzählstil höchst adjektivüberfrachtet  auf mich.
Dieser Eindruck relativierte sich glücklicherweise ein wenig im Laufe der mit einem typischen Lind-Cover versehenen Geschichte.
Sie erzählt vom Schicksal der verwitweten Rosa und ihrer drei kleinen Söhne Walter, Heinz und Viktor und zeigt uns, wie sie diese unter schwierigsten Bedingungen durch den Krieg bringt und auch sozusagen "aus dem Nichts" etwas "zaubern" oder basteln und auf diese Art kleine Oasen der Hoffnung und Freude erschaffen kann.
Des weiteren lernen wir Clara kennen, welche als Baby, um sie vor einem Abtransport in den Osten zu schützen, von ihrer Mutter, Barbara, in Allenstein auf einer Toilette versteckt worden war. Dort wurde sie von Rosa gefunden und dann von von einer anderen Frau und ihrer Tochter  mit nach Rügen genommen.
Clara und Viktor sind das Protagonistenpaar unter den vielen anderen ebenfalls interessanten Figuren.
Da Clara als junge Frau mit dem DDR-Regime nicht klar kam und flüchten wollte, wurde sie unter unmenschlichen Umständen im Frauengefängnis Hoheneck interniert.

Es bewahrheitete sich wieder einmal, dass das Leben selbst die besten Geschichten schreibt, Im Nachwort erklärt Frau Lind, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht, aber von ihr leicht verfremdet und  mit fiktiven Details ergänzt wurde, insgesamt jedoch sowohl was Kriegsende als auch das DDR-Regime angeht für viele ähnliche Schicksale steht.

Ein sehr berührender Roman, der wieder einmal vor Augen hält, wieviel Leid Kriege und Kriegsfolgen über die Menschen bringen.