Rezension

Spannender Pageturner mit einigen Schwächen

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Bastian erhält von seiner Exfreundin einen Anruf, in dem sie ihm panisch mitteilt, dass sie in Lebensgefahr schwebt. Jemand wolle sie töten. Sie nennt noch den Namen des Dorfes, dann wird das Telefonat unterbrochen. Nachdem Bastian sich von der Polizei keine große Hilfe verspricht, macht er sich mit seinem besten Freund Safi selbst auf die Suche und landet schließlich in einem kleinem Dorf voller Geheimnisse. Etwas Gruseliges geht dort vor sich...

Nachdem ich während der meisten Zeit des Lesens recht zwiegespalten war, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll, muss ich nach Ende der Lektüre sagen, dass meine Meinung doch ins Positive driftet. Dies liegt vor allem am letzten Drittel des Buches, in dem die Geschichte volle Fahrt aufnimmt, sehr spannend wird und ich als Leser gar nicht mehr anders konnte, als immer weiter zu lesen, bis ich endlich die Auflösung des Ganzen erfahren hatte. Und dies muss man dem Autor wirklich lassen: Er schreibt sehr gut. Sicherlich ist sein Stil eher einfach, man wird kaum Schachtelsätze und Fremdwörter finden - aber das muss auch nicht unbedingt sein. Denn dadurch (und durch die kurzen Kapitel) erzeugt Strobel eine hohe Lesegeschwindigkeit.

Der zweite positive Punkt ist, dass es sich tatsächlich um einen Psychothriller handelt. Der Autor treibt hier sein Spiel mit Wahn und Wahnvorstellungen, lässt den Leser eine Theorie nach der anderen aufstellen, nur um diese dann zum Platzen zubringen und einen am Ende noch zu überraschen. Ich habe tatsächlich bis zum Ende mitgerätselt und wäre nie auf diese Auflösung gekommen. Sehr, sehr gut.

Dennoch gibt es zwei Punkte, die mir missfallen haben und die ich von Strobel so nicht gewohnt bin. Zum einen ist dies der Protagonist Bastian. Er ist einfach nicht ausreichend skizziert, sodass er flach, farblos und ab und an auch recht dümmlich wirkt. Er ist kein Sympathieträger, wollte dies aber sicher gerne sein. Seine Gedankengänge sind schwerfällig und wirken konstruiert und die ewigen Fragen und stoischen Wiederholungen von Bekanntem nerven irgendwann unheimlich. Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob der Autor meint, es mit einem Vorschulkind als Leser zu tun zu haben. Ich habe es recht schnell verstanden, dass Anna am Telefon wirklich, wirklich, wirklich viel Angst hatte.....

Der Zweite Kritikpunkt ist der Mittelteil des Buches. Irgendwann dreht sich die Handlung im Kreis, kommt nicht voran und verheddert sich in endlosen Wiederholungen. Das wird leider irgendwann recht langweilig. Ein paar weniger Seiten und Ereignisse hätten sicherlich auch verdeutlicht, was da vor sich geht. Das fand ich sehr schade. Denn sonst hätte ich das Bedürfnis gehabt das Buch in einem Rutsch durchzulesen, so habe ich mich etwas quälen müssen.

Alles in allem fand ich aber, dass es ein gutes und spannendes Buch war. Flüssig zu lesen, spannend und mit einigen Wendungen, die ich so nicht erwartet habe. Ein echter Pageturner, der aber für meinen Geschmack zu viele Kritikpunkte hatte, um mehr als 3 Sterne vergeben zu können.