Rezension

Spannender Krimi mit einem überraschenden Ende

Krähennest - Klara Holm

Krähennest
von Klara Holm

Bewertet mit 4 Sternen

Luka Kroczek aus Düsseldorf ist seiner Lebensgefährtin Teresa nach Rügen gefolgt. In der Dienststelle Bergen hat sich der Kommissar mehr oder weniger eingelebt. Inzwischen ist er einigermaßen integriert, auch wenn es immer noch und immer wieder die dumpfbackigen Ossi-Wessi Kommentare auch aus der Kollegenschaft gibt.
Dann wird am Breetzer Bodden von zwei Jugendlichen ein abgetrennter Kopf gefunden und Luka steckt bald in der Zwickmühle. Der Tote – der Torso wird bald danach entdeckt – ist ein Mitarbeiter der Off-Shore Firma, die seine Lebensgefährtin leitet. Somit wird er vom Chef erst mal von den Ermittlungen ausgeschlossen. Was ihn aber nicht hindert seinem Bauchgefühl mehr als einmal nachzugeben und in die Untersuchung einzugreifen.
Bald taucht eine zweite Leiche auf, die die Geliebte des Toten war. Trotzdem  wird er von seiner Familie weiterhin vehement als treusorgender, liebender Familienvater verteidigt , auch wenn inzwischen in seinem Computer gefälschte Bilanzen gefunden wurden, mit denen er seine Firma geschädigt hatte. Teresa beginnt nun auf eigene Faust zu ermitteln um dem Kompetenzgerangel der Wache Bergen zu entgehen und sich vor allem vor der Konzernleitung keine Blösse zu geben und bringt sich dabei in große Gefahr.
Krähennest fängt wunderbar die Stimmung Rügens ein, besonders  abseits der Saison und der Touristenströme. Es tauchen in diesem Buch eine Vielzahl besonders lebendig geschilderter Charaktere auf mit Ecken und Kanten auf, es gibt Verdächtige und Spuren zuhauf und ich als Leser tappte sehr lange im Dunkeln, was das Wie und Warum der Morde angeht. Gerade das macht den Krimi spannend. Was so einfach und klar daherkommt, entpuppt sich als komplizierter Fall, der gleich mehrere unerwartete Wendungen nimmt und immer wieder neue Spuren und Verdachtsmomente präsentiert.
Trotzdem hatte ich meine Schwierigkeiten. Es  verlieren sich  manche der Handlungsfäden, nachdem sie bedeutungsschwer eingeführt wurden. Genau wie emotional und ausführlich geschilderte Figuren  einfach verschwinden. Gut gefallen hat mir das Aufeinanderprallen der alten Vorurteile, die sich gleichermaßen auf beiden Seiten finden, das macht die Beschreibung der Polizeiarbeit realistisch und sorgte immer wieder für Reibungspunkte mit dem Buch.
Ich finde, das „Krähennest“ ist trotz meiner Einwände ein  guter Krimi, der Lust macht, das weitere Treiben von Kommissar Luka Kroczek auf Rügen zu verfolgen.