Rezension

Spannende Fortsetzung

Die Zeuginnen - Margaret Atwood

Die Zeuginnen
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4.5 Sternen

Margaret Atwood ist mit „Die Zeuginnen“ eine äußerst spannende Fortsetzung ihres über 30 Jahre alten Romans „Report der Magd“ gelungen. Das Buch lädt nur so zum durchschmökern ein und gibt tiefe Einblicke in die Struktur von Gilead, die der erste Teil unerwähnt ließ.

Die drei Erzählperspektiven der „Zeuginnen“ sind perfekt gewählt. So erleben wir anhand Tante Lydias einmal die Entstehungszeit Gildeads mit und bekommen tiefe Einblicke in die Machtstruktur mit all ihren Intrigen und den Tücken des fundamentalistischen Regimes. Mit Agnes folgen wir einem Mädchen, das sich an die Zeit vor Gilead nicht mehr erinnern kann und somit Einblicke in den Alltag der Frauen und Mädchen des Landes liefert. Und mit Teenager Daisy liefert Atwood den Blick von Außerhalb. Auch sprachlich und in der Wortwahl unterscheiden sich die drei Erzählungen, was alles noch authentischer wirken lässt. Aber weniger habe ich von Atwood auch nicht erwartet.

Atwood zeigt mit „Die Zeuginnen“ wie wenig ihr „Report“ an Aktualität verloren hat. Dazu ist ihr ein spannender Roman mit einem gewissen Lesesog gelungen, der ein Stück massentauglicher ist als sein Vorgänger. Mir persönlich hat gerade das schwermütige, bittere und teilweise undurchsichtige am „Report der Magd“ gefallen. Von daher hätte ich den genaueren Blick auf Gilead nicht zwingend gebraucht. Trotzdem habe ich den Roman gerne gelesen. An den Report kommt er für mich aber nicht ganz heran.