Rezension

Spannend und hochaktuell

Nicht noch einmal: Kriminalroman. Bussards fünfter Fall - Ralf Kurz

Nicht noch einmal: Kriminalroman. Bussards fünfter Fall
von Ralf Kurz

Bewertet mit 5 Sternen

"...Steuerberater sind wie Anwälte und bevor einer von denen freiwillig Informationen rausrückt, schneit es in der Hölle..."

 

Susanne Baum und Anja Hill verlassen nach einem schweißtreibenden Nahkampftraining das Polizeipräsidium. Der grüne Wagen, von dem aus sie fotografiert werden, fällt ihnen nicht auf.

Als Anja ihr Wohnhaus betritt, wird Özgan, der Vermieter, zudringlich. Sie kann ihn abwehren. Dann kommt Carlo dazu. Der besucht den gleichen Tanzkurs wie Anja. Schon dort hat sie ihm klargemacht, dass sie kein Interesse an ihm hat. Auch jetzt lässt sie ihn nicht in die Wohnung. Am nächsten Tag ist Özgan tot.

Der Autor hat erneut einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Die Handlung ist vielseitig und verzwickt. Dazu tragen auch die kursiven Einspiele bei, in denen ein Mann glaubt, seine ehemalige Freundin wiedergefunden zu haben. Schon im Prolog deutet sich dies Szenarium an.

Die Ermittlungsarbeit konzentriert sich anfangs auf das private und geschäftliche Umfeld von Özgan. Anja, die früher im Wirtschaftsdezernat gearbeitet hat, durchforstet seine Steuerunterlagen und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten. Problematisch ist allerdings, das Anja ihre eigene Auseinandersetzung mit Özgan verschweigt. Dann aber zwingen sie die Umstände, Bussard, ihren Vorgesetzten, zu informieren. Am nächsten Tag ist Anja verschwunden. Nun läuft das Räderwerk im Polizeipräsidium auf Hochtouren.

Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt auch an den gut charakterisierten Kriminalisten. Zu Anja habe ich schon genug ausgeführt.

Kommissar Bussard hat sein Team ausgezeichnet im Griff. Er lässt seine Leute auch bei Fehlern nicht fallen, sondern sucht gemeinsam mit ihren nach Lösungswegen. Sein Privatleben bekommt eine neue Struktur, als er die Jazzsängerin und Fotografin Isa kennenlernt.

Der Schriftstil unterstützt den teilweise rasanten Handlungsablauf. Während am Anfang noch Zeit ist für Bussards fast philosophische Gedanken, wird das Tempo schnell erhöht. Eine der sprachlichen Höhepunkte ist für mich die psychologisch ausgefeilte Verhörtechnik von Bussard. Susannes und Anjas Diskussionen über Sinn oder Unsinn und vor allem die Gefahren von Facebook haben nichts an ihrer Aktualität verloren. Gut herausgearbeitet wird, dass selbst momentan richtige und unumgängliche Entscheidungen der Kriminalisten fatale Folgen haben können. Dass das Buch auch Stellen mit Humor aufweist, zeigt das obige Zitat.

Das in Dunkel gehaltene Cover mit den Weg in die Unendlichkeit ist das Markenzeichen der Reihe.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gerade jetzt, wo die politisch Verantwortlichen erneut junge Menschen in Kriegseinsätze schicken, ist es wichtig aufzuzeigen, welch psychische Folgen das für die Betreffenden haben kann. Dieses Thema ist innerhalb einer spannenden Handlung gekonnt umgesetzt wurden.