Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Spannend, geheimnisvoll und wunderschön geschrieben

Nebelsilber - Tanja Heitmann

Nebelsilber
von Tanja Heitmann

Bewertet mit 5 Sternen

Der Herzschlag, der dich ruft ... Als die siebzehnjährige Edie mit ihrem Vater in ein einsames Haus im Wald zieht, will sie eigentlich nur ihren Liebeskummer bewältigen. Das abgeschiedene Wasserruh ist jedoch ein Ort voller Mythen, die einen unwiderstehlichen Reiz auf sie ausüben. Als plötzlich der vor zehn Jahren verschollene Silas Sterner vor ihr steht, kann er sich nur daran erinnern, dass ihr Herzschlag ihn zurückgebracht hat. Doch im Nebel des Erlenwalds lauert eine dunkle Macht darauf, Silas wieder in die Nachtschatten tief im Erdreich unter Wasserruh zu locken. Edie gerät in ein Netz aus alten Geheimnissen und Lügen, während das Band zwischen ihr und Silas immer stärker wird – bis es plötzlich zu reißen droht, als sie der Wahrheit zu nahe kommt.

Achtung zwei kleine Spoiler

 

Mit einem wunderbar erzählten Prolog beginnt der Roman "Nebelsilber" von Tanja Heitmann.
Zehn Jahre später im Spreewald, abseits der üblichen Routen, sind zwei Menschen auf der Suche nach einem alten Bauernhaus, ihr künftiges Heim für die angedachte Auszeit vom jetzigen Leben. Zwei Menschen, dass sind die siebzehnjährige Edie (Edith) und ihr Vater, Haris Klaws. Das Bauernhaus war Familienbesitz seitens Vater Klaws. Irgendwo im Erlenwald sollte es stehen, der Ort hieß Wasserruh. Dass ihre Eltern große Probleme hatten, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit Edi, war ein Grund dafür, dass die beiden hierher fuhren. Die ehrgeizige Mutter ging für zwei Jahre nach Singapure, wo sie die Zweigstelle eines Pharmakonzerns aufbauen sollte. Doch Haris hatte genug von dem Zigeunerleben der letzten zwanzig Jahre.
Und dann passiert es. Ich war gefangen von den Worten, dem Inhalt. Gedanken springen durch den Kopf, Bilder treten aus der Nebelwand hervor und es geht nicht anders, diese Geschicht lässt mich einfach nicht los ...
Zitat S. 23 … Der Nebel ist ein Freund des Herbstes, aber nicht unbedingt ein Freund der Menschen.
In der Geschichte "Nebelsilber" geht es um Sagen und explizit um die Ballade von Johann Wolfgang von Goethe "Der Erlkönig"- umgesetzt in ein modernes Fantasiemärchen.

"Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -"

"Nebelsilber" erzählt von vier Jugendlichen, Edie (Edith), Addo, Marik und Silas. Jede Charaktere ist gut gezeichnet und vorstellbar. Natürlich sind sie  unterschiedlich, doch sie haben alle etwas gemeinsam. Die Ansiedlung der Handlung im Spreewald heißt für mich auch Geschichten um das Leben der Sorben und ihrer faszinierenden Kultur. So macht es das Buch zu etwas ganz besonderem. Wer schon einmal vor Ort war oder Berichte im Fernsehen über diese ganz besondere Landschaft Deutschlands gesehen hat, kann den Zauber verstehen, der hiervon ausgeht.
So ist es nicht verwunderlich, dass beim Lesen der Wunsch entsteht, die Gegend zu erkunden. Natürlich nur unter fachkundiger Leitung ☺

Zusammengefasst ist es ein sehr schönes Buch, wozu das Cover perfekt gestaltet ist. "Nebelsilber" ist in einer wunderschönen Sprache geschrieben. Und es gibt etliche Passagen, die ich mehrmals gelesen habe, weil weil sie so schön sind.
Mit viel Gefühl erzählt die Autorin Tanja Heitmann die Geschichte, in die man, einmal eingetaucht, sich verlieren kann und die einen nicht mehr loslässt.