Spannend, geheimnisvoll und wunderschön geschrieben
Bewertet mit 5 Sternen
Achtung zwei kleine Spoiler
Mit einem wunderbar erzählten Prolog beginnt der Roman "Nebelsilber" von Tanja Heitmann.
Zehn Jahre später im Spreewald, abseits der üblichen Routen, sind zwei Menschen auf der Suche nach einem alten Bauernhaus, ihr künftiges Heim für die angedachte Auszeit vom jetzigen Leben. Zwei Menschen, dass sind die siebzehnjährige Edie (Edith) und ihr Vater, Haris Klaws. Das Bauernhaus war Familienbesitz seitens Vater Klaws. Irgendwo im Erlenwald sollte es stehen, der Ort hieß Wasserruh. Dass ihre Eltern große Probleme hatten, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit Edi, war ein Grund dafür, dass die beiden hierher fuhren. Die ehrgeizige Mutter ging für zwei Jahre nach Singapure, wo sie die Zweigstelle eines Pharmakonzerns aufbauen sollte. Doch Haris hatte genug von dem Zigeunerleben der letzten zwanzig Jahre.
Und dann passiert es. Ich war gefangen von den Worten, dem Inhalt. Gedanken springen durch den Kopf, Bilder treten aus der Nebelwand hervor und es geht nicht anders, diese Geschicht lässt mich einfach nicht los ...
Zitat S. 23 … Der Nebel ist ein Freund des Herbstes, aber nicht unbedingt ein Freund der Menschen.
In der Geschichte "Nebelsilber" geht es um Sagen und explizit um die Ballade von Johann Wolfgang von Goethe "Der Erlkönig"- umgesetzt in ein modernes Fantasiemärchen.
"Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -"
"Nebelsilber" erzählt von vier Jugendlichen, Edie (Edith), Addo, Marik und Silas. Jede Charaktere ist gut gezeichnet und vorstellbar. Natürlich sind sie unterschiedlich, doch sie haben alle etwas gemeinsam. Die Ansiedlung der Handlung im Spreewald heißt für mich auch Geschichten um das Leben der Sorben und ihrer faszinierenden Kultur. So macht es das Buch zu etwas ganz besonderem. Wer schon einmal vor Ort war oder Berichte im Fernsehen über diese ganz besondere Landschaft Deutschlands gesehen hat, kann den Zauber verstehen, der hiervon ausgeht.
So ist es nicht verwunderlich, dass beim Lesen der Wunsch entsteht, die Gegend zu erkunden. Natürlich nur unter fachkundiger Leitung ☺
Zusammengefasst ist es ein sehr schönes Buch, wozu das Cover perfekt gestaltet ist. "Nebelsilber" ist in einer wunderschönen Sprache geschrieben. Und es gibt etliche Passagen, die ich mehrmals gelesen habe, weil weil sie so schön sind.
Mit viel Gefühl erzählt die Autorin Tanja Heitmann die Geschichte, in die man, einmal eingetaucht, sich verlieren kann und die einen nicht mehr loslässt.