Rezension

Solider Thriller, der leider nicht mit der Grant County Reihe mithalten kann.

Cop Town - Stadt der Angst
von Karin Slaughter

Karin Slaughter gehört für mich zu meinen Lieblingsthrillerautorinnen und ist bisher immer ein Garant für einen guten Thriller gewesen, deswegen habe ich mich auch schon im Voraus sehr auf das Erscheinen von „Cop Town“ gefreut.

Man wird nach Atlanta in das Jahr 1974 versetzt, eine Zeit zu der ich noch nicht lebte, sie nur aus Erzählungen oder Filmen kenne. Knallharte Polizisten, die sexistische Witze reißen, Schnurrbärte und lange Koteletten tragen und nach Old Spice riechen. Ein bißchen hatte ich immer einen Tom Selleck als „Magnum“ vor Augen bei ihren Beschreibungen der Cops.

Kate Murphy beginnt ihren ersten Tag beim Atlanta Police Department als eine der ersten Frauen in einer typischen Männerdomäne, sehr zum Missfallen ihrer Familie. Diese ist der Meinung, Kate soll doch lieber etwas Vernünftiges lernen und endlich heiraten. Sie wird ins kalte Wasser geworfen und trifft auf Kollegen, die von Frauen im Polizeidienst nichts halten, frauenfeindliche Anspielungen oder sogar Übergriffe sind an der Tagesordnung. Selbst die wenigen Polizistinnen setzen sich gegenseitig unter Druck.

Kate bekommt Maggie Lawson als Partner an die Seite gestellt. Ihr Bruder war Zeuge des letzten Mordes. Doch die beiden merken schnell, dass seine Aussage nicht die gesamte Wahrheit ist.

Bisher hat der sogenannte „Atlanta Shooter“ fünf Menschen getötet. Polizisten. Und das alles in der bekannten „Cop Town“, die Polizisten stehen alle unter größter Anspannung, wollen sie doch so schnell wie möglich diesen Mistkerl zur Strecke bringen, egal wie. Allerdings ist er anscheinend gut vertraut mit den Abläufen der Polizei, so wie er während der Morde vorgeht und den Cops immer wieder entwischt.

Ich hatte bei diesem Einzelband von Karin Slaughter zum allerersten Mal das Problem, dass ich nicht auf Anhieb in die Geschichte rein kam. Als ob ich strauchelnd nebenher laufe, so fühlte ich mich. Das hatte ich bei ihren Büchern der Grant-County Reihe nie. Leider kann ich nicht so ganz festmachen, woran es lag. Eventuell hat sich ihr Schreibstil über die Jahre geändert.

Man begleitet die beiden Hauptfiguren an ihren ersten drei Arbeitstagen beim Police Department und der Alltag wird geprägt von Gewalt, Rassismus, Schwulenfeindlichkeit und die Unterdrückung von Frauen. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Kate oder Maggie, zwischendurch auch von einem gewissen „Fox“. Der ständige Wechsel der Sichtweise trägt zum Spannungsaufbau bei, aber so richtig kommt die Story nicht in Gang. Der rote Faden verliert sich immer wieder zwischendurch und das Hauptaugenmerk liegt häufig auf den traumatisierten Vietnamveteranen. Diese sind verbittert gegen alles und jeden, vor allem aber von der sich wandelnden Gesellschaft überfordert. Geprägt wird der Wandel besonders durch den ersten schwarzen Bürgermeister in den Südstaaten und Frauen im Polizeidienst, die um ihre Anerkennung kämpfen. Die eigentliche Ermittlungsarbeit tritt mir zu häufig in den Hintergrund. Besonders blutig ist der Thriller nicht, die Sprache wird dominiert vom vulgären Ton der Polizisten, der die gesamte Szenerie authentisch wirken lässt.

Die Story ist gut durchdacht, am Ende fügen sich alle Puzzleteile logisch zusammen. Allerdings hätte sie ohne die ganzen Ausschweifungen insgesamt deutlich kürzer gefasst werden können. Und selbst dabei ließ es sich die Autorin nicht nehmen, nochmal richtig in die Vollen zu hauen und man erkannte die Hauptfigur am Ende kaum wieder.

Fazit: Solider Thriller, der leider nicht mit der Grant County Reihe mithalten kann. 

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