Rezension

So traurig und doch sooo schön ...

Lichtblaue Sommernächte - Emily Bold

Lichtblaue Sommernächte
von Emily Bold

Bewertet mit 5 Sternen

Ich möchte meiner Rezension vorne anstellen, dass ich diesem Buch gerne 10 Sterne geben würde und nicht die üblichen 5 (aber leider lässt das weder Amazon noch andere Rezensions-Plattformen zu).

Am Wochenende habe ich mich mit Menschen aus meinem direkten Umfeld unterhalten und erzählt, dass ich bei diesem Buch von (fast) der ersten bis zur letzten Seite nur geheult habe. Man stellte mir die Frage "Warum liest Du so ein Buch? Warum tust Du Dir das an?"

Ist es nicht gerade das, was ich von einem guten Buch erwarte? Dass es mich berührt, dass es mich mitnimmt in das Leben seiner Charaktere. Wenn ich Lachen und/oder Heulen kann, dann ist es für mich ein richtig gutes Buch! Auch oder gerade dann, wenn ich über 380 Seiten die Tränen aus den Augen wischen muss.

Emily Bold hat mit "Lichtblaue Sommernächte" ein Thema aufgegriffen, das jeden von uns morgen treffen kann. Lauren bekommt im Alter von 35 Jahren die Diagnose "Hirntumor" und das Leben der Familie wird nie mehr sein, wie es vorher war.

Anhand des Klappentextes weiß man schon, worauf man sich einlässt. Lauren ist glücklich verheiratet mit Tim, ihre Kinder sind 13 und 5 Jahre alt, als sie ihre Familie verlassen muss. Bevor sie aber die Kontrolle über ihren Körper verliert, ihren Mann und ihre Kinder nicht mehr erkennt, möchte sie selbst entscheiden wann und wie sie sterben wird.

Der Prolog ist ein Ausschnitt aus dem letzten Kapitel des Buches. Zu diesem Zeitpunkt weiß der Leser aber noch nicht, was ihm diese Zeilen sagen sollen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Geschichte beginnt an einem lauen Sommerabend, an dem Lauren mit ihrer Familie und ihren besten Freunden ein letztes Mal glücklich sein möchte. Es ist der Abend vor ihrem (selbst gewählten) Todestag. Sie alle haben versprochen nicht zu weinen, um die Situation nicht noch zu erschweren. Aber kann man ein solches Versprechen halten, wenn die Ehefrau, Mutter, Tochter oder beste Freundin ab morgen nicht mehr da sein wird?

In dieser lichtblauen Sommernacht erinnern sie sich gemeinsam an die letzten Jahre. In Rückblicken sieht der Leser das Leben von Lauren - beginnend an dem Tag, als sie und Tim sich zum ersten Mal begegnet sind. Ihre Partnerschaft, Hochzeit, die Geburt ihrer Kinder, glückliche und weniger glückliche Zeiten und immer wieder diese Kopfschmerzen ..... die sich irgendwann nicht mehr nur mit Tabletten in den Griff bekommen lassen. Dann die Diagnose, der Schock und die Hilflosigkeit, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und all die Symptome, mit denen ein Hirntumor Einfluss auf das tägliche Leben nimmt. Lauren ist stark und tapfer und hat doch keine Chance gegen das Glioblastom in ihrem Kopf.

Wie fühlt sich die beste Freundin, der Bruder, die 13jährige Tochter oder die Eltern von Lauren? Versteht die kleine 4jährige Alyssa überhaupt um was es geht? All das erfährt der Leser in kleinen immer wiederkehrenden Einschüben, die sich auf das Hier und Jetzt beziehen.

Wie kann ein so trauriges Buch so "schön" geschrieben sein? Ja, es mag vielleicht ein Widerspruch sein, aber ich habe es genau so empfunden. Die Story wünscht man seinem ärgsten Feind nicht - der Schreibstil von Emily Bold jedoch ist wunderschön. Sie beschreibt die Personen und Situationen so authentisch, dass man glaubt man sitze in dieser Runde dabei und hört zu, was die einzelnen Personen zu erzählen haben.

Ich habe dieses Buch in knapp 5 Stunden am Stück gelesen, das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Und wie eingangs erwähnt, habe ich das ganze Buch durch die Tränen aus den Augen gewischt.

Wenn alle Bücher von Emily Bold so schön geschrieben sind, dann werde ich  jedes einzelnen lesen!