Rezension

So muss ein Thriller sein!

Der Mädchenmacher - Michael Koglin

Der Mädchenmacher
von Michael Koglin

Nichts für schwache Nerven! Temporeich, unvorhersehbar und spannend bis zum Schluss - ein toller Thriller für den Herbst.

Auf den ersten Blick fallen dem Leser direkt die eisblauen und angsterfüllten Augen auf dem Cover auf. Der Buchtitel ist in einer schwarz-roten, vertieften Schrift gehalten, die optisch an eine in die Wand eingeritzte Botschaft erinnert. Für einen Thriller ist das Cover sehr passend gestaltet; es erzeugt Spannung und animiert zum Lesen. Gleichzeitig wird durch die eisblauen Augen und die Schriftart eine gestalterische Parallele zu Koglins Buch “Seelensplitter” geschaffen – dem Vorgänger zum Buch “der Mädchenmacher”.

Die Story des Buches folgt hauptsächlich zwei verschiedenen Handlungssträngen:

Der erste Handlungsstrang begleitet die junge Polizistin Lina Andersen, die von der Mordkommission zu einem Tatort gerufen wird. Dort liegt das Opfer Karen Kreft, eine Supermarktangestellte, zerstückelt und garniert auf einem gedeckten Tisch inmitten von Kerzen und Tellern. Für ihre Ermittlungen nimmt Lina in besagtem Supermarkt einen Aushilfsjob an, doch ihre Tarnung hält nicht lange stand. Bei weiteren Nachforschungen knackt sie mit Hilfe eines Freundes, dem Kleinkriminellen Che, das Email-Konto und den Facebook-Account des Opfers und findet heraus, das Karen möglicherweise kein Zufallsopfer war. Sie war nicht nur Mitglied einer militanten Tierschützerorgnisation, sondern hat auch versucht den Supermarkt zu erpressen, indem sie Hackfleisch mit Mandelöl gestreckt hat. Als daraufhin aber ein kleiner Junge durch eine allergische Reaktion stirbt, schleust sich Lina für weitere Ermittlungen als vermeintliche Freundin von Karen in die Tierschützerorganisation ein.
In der Zwischenzeit werden zwei weitere Frauen nach dem gleichen Schema ermordet und es wird klar: es handelt sich um einen Serienmörder und er hat es jetzt auf Lina abgesehen!

Der zweite Handlungsstrang porträtiert, die Gedanken eines Opfers, das langsam in den Wahnsinn getrieben wird und sich eine eigene Welt erschafft.

Die beiden Sichtweisen werden optisch unterschiedlich dargestellt, indem die Perspektive des Opfers in kursiver Schrift gehalten ist. Neben diesen beiden Strängen werden auch die Gedanken des Täters beschrieben, allerdings ist der Einblick in diese Perspektive nur kurz.

Mir gefiel die Handlung des Buches sehr gut. Das Thema ist keine Einheitskost, die schon x-fach erzählt wurde – ganz im Gegenteil! Mich hat die Story überrascht, schockiert und gefesselt. Durch Koglins flüssigen Schreibstil, der sich durch eine angenehme Satzlänge und verständlichen Sätze auszeichnet, und einem raschen Szenenwechsel gelingt es ihm einen durchgehenden Spannungsbogen mit hohem Erzähltempo aufrecht zu erhalten. Das gefiel mir beim Lesen sehr gut, nur am Ende ging es dann doch alles etwas zu schnell. Die Handlung war für mich nicht vorhersehbar und dadurch, dass die Handlungsstränge erst zum Ende hin zusammenfließen, tappte ich, bezüglich des Täters, bis zum Schluss im Dunkeln. Ich musste mich beim Lesen allerdings sehr konzentrieren, um nicht wichtige Details zu verpassen und den roten Faden zu verlieren. Die einzige Sache, die für mich unklar blieb, ist der Grund, weshalb gerade die Streifenpolizistin Lina bei den Ermittlungen herangezogen wird. Auch handelt sie, meiner Meinung nach, teilweise recht unbedacht (z.B. handelt sie auf eigene Faust ohne Verstärkung und weiht den Kleinkriminellen Che in ihre Ermittlungen ein). Gleichfalls ist sie eine sympathische Protagonistin, die mir neben dem Opfer und Che am Besten gefällt. Die einzige Person, die ich nicht genau einsortieren kann, ist Timo Nölting. Er nimmt eine recht undurchsichtige Rolle ein, wodurch mir nicht klar wird, welche Ziele er eigentlich verfolgt.

Fazit:

Michael Koglins neuester Thriller ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Die Handlung ist interessant, besitzt ein hohes Erzähltempo und bleibt bis zum Schluss spannend. Es gibt zwar kleinere Ungereimtheiten, die aber der Spannung keinen Abbruch tun und die nichts daran ändern, dass mich das Buch gänzlich gefesselt hat und ich es an einem Abend durchgelesen habe. Absolut empfehlenswert und ein toller Thriller für den Herbst.