Rezension

Sehr interessanter historischer Roman (1376 in Lübeck)

Im Schatten der Hanse - Henning Mützlitz

Im Schatten der Hanse
von Henning Mützlitz

Bewertet mit 5 Sternen

1376 : Eigentlich sollte Hermann Wallersen einmal das Kauffmannsgeschäft der Familie übernehmen, doch als dieser fast zeitgleich mit seinem Vater stirbt, muss der zweitälteste Sohn Jacob die Leitung übernehmen. Dabei ist dieser genauso unerfahren wie naiv und muss dann auch noch entsetzt feststellen, dass das Unternehmen kurz vor dem Bankrott steht, sollte nicht noch ein Wunder geschehen und die ausbleibenden Schiffe der Familie nicht bald in den Heimathafen einlaufen. Doch danach sieht es nicht aus. Jacob sieht sich gezwungen dubiose Wege zu beschreiten, nachdem auch noch ein Anschlag auf das Haus seiner Familie verübt worden ist.
Zur selben Zeit lebt in Reval das Waisenmädchen Svanja. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, wird dort gejagt und bedroht. Doch dann trifft sie auf den Seemann Matt....

Das Cover passt perfekt zum Inhalt, die historische Stadt Lübeck, ein wolkenverhangener Himmel, ein Gewitter und Blitze.  In weißer, geprägter Schrift der Titel. Man kann sich dabei sehr gut vorstellen, wie sich auch im übertragenen Sinn gesehen die Wolken über der Kauffmannsfamilie Wallersen zusammen ziehen.

Der Verlauf der Handlung wird eingeteilt in Tagen. Dabei wird getreu der damaligen Bezeichnung z.B. angegeben: 30.Ernting im Jahre des Herrn 1376. Auch manche andere Ausdrücke oder Gepflogenheiten passen zu der Zeit, sind jedoch trotzdem sehr gut zu verstehen oder aus dem Kontext zu interpretieren. Sie stören nicht, sondern geben der Handlung den passenden historischen Rahmen.

Der Autor Henning Mützlitz lässt uns durch anfänglich drei Erzählsträngen an der Welt des Protagonisten im 14. Jahrhundert teilhaben. 
Jacob - der Kauffmannssohn in Lübeck
Svanja - dem Waisenmädchen in Reval und
Matt - der Seemann auf dem Schiff der Wallersens

Schon bald werden die Erzählstränge verwebt. Es gibt noch einige Nebendarsteller, die im Personenregister am Ende des Buches noch einmal aufgeführt werden. (Übrigens brauchte ich den gar nicht, da man den Überblick  über die Personen eigentlich kaum verlieren kann).

Durch die Erzählweise bekommt man ein sehr authentisches Bild von der Zeit, in dem der Roman spielt. Die Handlungsplätze werden gut beschrieben, auch das Leben in dieser Zeit. Dazu kommt eine sehr interessante Geschichte, Verwicklungen, Anschläge, Morde und gut herausgearbeite Protagonisten.
Der Leser ist den Handelnden oft einen Schritt voraus, dennoch wird erst am Ende alles aufgedeckt.

Der Schreibstil ist abwechslungsreich, viele actionreiche Szenen werden bildhaft beschrieben, durch viele Dialoge und vor allem durch die kursive Darstellung der Gedanken der Protagonisten wird die Geschichte lebendig geschildert.
Und das Ende des Buches ist mal etwas anderes . Gelungen jedenfalls !

Mir hat der Roman einige kurzweilige und interessante Lesestunden bereitet !