Rezension

Sehr bewegende Biografie

Hinter goldenen Gittern - Choga Regina Egbeme

Hinter goldenen Gittern
von Choga Regina Egbeme

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe diese Biografie von Choga Regina Egbeme vor vielen, vielen Jahren zum ersten Mal gelesen, und seither immer wieder. Ihr Schicksal und das Leben, das sie beschreibt, ist einerseits traurig und schockierend, andererseits aber auch von Glück durchzogen.

Choga ist in einem "Harem" aufgewachsen, bzw. in einer christlichen Sekte in Nigeria, als Tochter eines Schwarzen Afrikaners und einer Weißen Deutschen. Nicht nur aufgrund der Herkunft ihrer Mutter, sondern auch aufgrund einer Gehbehinderung nimmt sie eine Sonderrolle in der Gesellschaft ein. Sie beschreibt in diesem Buch ihre glückliche Kindheit mit vielen Müttern und vielen Geschwistern, mit viel Liebe und Geborgenheit. Zugleich wird durch ihre Beschreibungen jedoch auch deutlich, welchen strengen Regeln die Mitglieder dieser Familie unterliegen. Das Ausmaß dieser Regeln ist Choga in ihrer Kindheit nicht immer bewusst, zudem fehlt ihr der Vergleich mit anderen Kulturen, in denen (insbesondere die Frauen) selbstbestimmter Leben können. Als sie jedoch langsam erwachsen wird und nicht nur mit dem Tod geliebter Menschen, sondern auch ihrer eigenen Zwangshochzeit konfrontiert wird, beginnt sie, die Regeln ihres Vaters in Frage zu stellen.

Während die erste Hälfte dieses Buches Chogas Kindheit beschreibt und ein eher friedliches Bild dieser Kommune abgibt, gibt es in der zweiten Hälfte einige dramatische Szenen und Wendungen. Ich konnte Chogas Verzweiflung und Angst sehr gut nachempfinden und habe mit ihr gezittert und gebangt. Einige besonders schmerzvolle Szenen waren für mich nur schwer zu ertragen. Choga war in meinen Augen eine sehr starke junge Frau, die trotz ihrer scheinbar aussichtslosen Lage um ihre Freiheit gekämpft hat. Ihre Erlebnisse haben mich sehr berührt.
Obwohl Chogas Geschichte so schmerzvoll und traurig ist, hat mir das Buch durch die positive Beschreibung ihrer Kindheit auch begreiflich gemacht, warum es manche Menschen in solch eine Form des Zusammenlebens zieht.

"Hinter goldenen Gittern" ist der erste Teil einer Trilogie und beschreibt Chogas gesamte Kindheit und Jugend, während die beiden folgenden Bücher einen sehr viel kürzeren Zeitraum danach behandeln. Obwohl mir auch diese gefallen haben und mich insbesondere das traurige Ende dieser Reihe sehr berührt hat, ist dieser erste Band für mich deutlich ergreifender gewesen.

Fazit:
Eine sehr bewegende, schockierende und spannende Biografie, die sowohl die positiven, als auch die negativen Seiten der Gesellschaft beschreibt, in der die Autorin aufgewachsen ist. Sehr empfehlenswerte 4,5 Sterne.