Rezension

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Sehr bewegend

Erhebung - Stephen King

Erhebung
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist für ein Werk von Stephen King auffallend dünn! Sein Inhalt hat mich aber mindestens genauso mitgenommen und berührt, wie seine anderen Romane.

Es beginnt mit einem eigentlich übergewichtigen Menschen, namens Scott Carey, der den Arzt seines Vertrauens (Dr. Bob), der sich längst im Ruhestand befindet, aufsucht und sich ihm anvertraut. Sein Problem, Gewichtsverlust. Klingt erstmal paradox, denn ein so augenscheinlich übergewichtiger Mensch müsste sich darüber doch freuen.

Das Problem ist aber ein anderes und von da an merkt man, dass es sich um einen Stephen King handelt. ;-)  Scott nimmt unaufhaltsam ab, sein Äußeres verändert sich aber nicht. Außerdem verlieren Gegenstände ihr Gewicht, wenn er sie an sich trägt. Alles klingt nach einem Witz, doch bald wird ihm und Dr. Bob klar, dass mehr dahinterstecken muss.

Auch Dr. Bob weiß keinen Rat, so einen Fall hätte es noch nie gegeben. Von diesem Tag an nimmt das Ganze seinen Lauf und Scott wird immer weniger. Dennoch ist er tapfer, klagt nicht. Scott strahlt so einen Frieden aus und im Laufe der Zeit kann er sogar eine gewisse Zufriedenheit entwickeln.

Und trotz seines Problemes machen auch Alltagssorgen keinen Halt vor ihm. Zu Beginn legt er sich mit seinen Nachbarinnen Deirdre und Missy an, da ihre Hunde seinen Vorgarten immer als Toilette missbrauchen. Aus diesem kleinen Nachbarschaftsstreit wird aber im Laufe der Geschichte so viel mehr.

Scott lässt einfach nicht locker. Ihn nimmt es mit, dass die beiden Frauen, die miteinander verheiratet sind, im Dorf keinen leichten Stand haben und ihr Restaurant gemieden wird. 

Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass daraus eine so tiefgehende Freundschaft werden könnte. Eine Freundschaft, die so berührt.

Scott's Geschichte berührt einen sowieso sehr. Er nimmt sein Schicksal an, klagt nicht und entwickelt eine innere Zufriedenheit. Man kann gar nicht glauben, dass ein Menschen sich so friedlich auf das Unvermeidbare, seinen sicheren Tod, so ruhig vorbereiten kann. Das fand ich sehr bewegend und am Ende musste ich sogar ein paar Tränchen verdrücken.

Ein Roman, der nicht nur berührt, sondern auch zum Nachdenken anregt. Es geht ja nicht nur um Scott's Schicksal, sondern auch um die Diskriminierung eines lesbischen Paares. Die beiden Frauen wollen niemandem schaden, nur ihr Leben leben und werden im Dorf dafür ausgegrenzt. Scott erträgt diesen Zustand nicht und schafft es mit einer grandiosen Tat, zu vermitteln. Aber da will ich nicht zu viel verraten!

Vom Schreibstil her hat mir "Erhebung" auch sehr zugesprochen. Ich hätte das Buch in einem Rutsch durchlesen können! Spannend, mitreißend!

Ein berührender Roman, der nachdenklich macht und einen lange Zeit begleiten wird! Und der einem vor allem zeigt, dass das Leben etwas Wertvolles ist, dass uns nun einmal nicht für immer zusteht! Also sollten wir das Beste daraus machen!