Rezension

Sehr authentisch

Spiel der Zeit - Ulla Hahn

Spiel der Zeit
von Ulla Hahn

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hilla Palm hat sich durchgekämpft und beginnt ihr Studium der Germanistik in Köln. Wohnen darf sie in einem kleinen Zimmer im Hildegard-Kolleg, einem katholischen Studentinnenwohnheim unter der strengen Aufsicht von Fräulein Oppermann. Langsam beginnnt sie die Stadt zu entdecken und lernt Hugo kennen, den klugen jungen Mann, der nicht viel von sich erzählt. Sie verleben ein aufregendes Jahr miteinander, Hugo erobert die Herzen der Dondorfer Verwandtschaft im Sturm.

Aber auch die politischen Ereignisse spielen immer wieder mit, der Tod Benno Ohnesorgs in Berlin, die Studentendemonstrationen gegen Fahrpreiserhöhungen und die Notstandsgesetze, das Attentat auf Rudi Dutschke. Vor diesem Hintergrund schließen sich Hilla und Hugo immer enger zusammen. Hugos vornehmer Familie passt das ganz und gar nicht.

Da ich diese Zeit von 1967/68 selbst ziemlich hautnah erlebt habe, kamen beim Lesen viele Erinnerungen wieder ans Licht. Hahn schildert die Zeit sehr authentisch und detailliert: die aufgeheizte Stimmung gegen die Springerpresse, die endlosen Diskussionen über den richtigen Weg zum Sozialismus, die beginnende Flower-Power-Bewegung mit Räucherstäbchen und anderen - nicht ganz legalen - Schwaden. Dabei wird es auch manchmal zäh und langatmig, aber so waren die Diskussionen damals.

Ein sehr lesenswertes Buch für meine Generation, da es viele Erinnerungen weckt, und für Jüngere, die vielleicht nach der Lektüre ihre Eltern besser verstehen, die in dieser Zeit erwachsen geworden sind.

Allerdings empfehle ich zuerst die beiden anderen Bücher von Ulla Hahn aus der Reihe ("Das verborgene Wort" und "Aufbruch") zu lesen, das erleichtert den Einstieg sehr!